Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 25
(PDF, 36 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-02/0027
Inzlinger mit der damals einzigen katholischen Kirche manifestiert auch das Testament
der Dienstmagd Magdalena Portmann mit Heimatort Inzlingen. Gemäß
ihrem am 26.10.1891 publizierten Testament wurde der gesamte Nachlaß der
Basler katholischen Kirche zugewendet.101

Auch in den Gründerjahren der Riehener katholischen Pfarrei, deren Ursprung
auf das Jahr 1899 zurückgeht, haben Inzlinger eine maßgebliche Rolle gespielt.
Bereits im ersten Taufbuch ist am 4.2.1902 die Tochter des Inzlinsers Johann
Braun eingetragen worden. Der ..Schmid" Fritz Rüsch (1877 - 1961) gehörte der
Riehener Kirchenbaukommission an.

9. Gustav Kaiser

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat die Inzlinger Kirchengeschichte
größere Unruhen erlebt als während der Reformation. Wiederum spielte St. Chri-
schona eine bedeutende Rolle. Dort war 1840 die protestantische Pilgermission
unter der Führung von Christian Friedrich Spittler eingezogen. Mitglieder der Pilgermission
suchten in der Folge häufig das nahe Inzlingen auf. um dort ihrem
Auftrag gemäß den Glauben zu verkünden. Häufig waren die Prediger von St.
Chrischona übrigens Angehörige deutscher Nationalität. Im Jahre 1867 versuchte
die Pilgermission, das Wasserschloß in Inzlingen käuflich zu erwerben, was dann
aber aus Konfessionssründen scheiterte. n)

Kaum beachtet worden ist. daß es im 19. Jahrhundert in Inzlingen eine starke
Sympathiegruppe für das Gedankengut der Pilgermission gegeben hat. Daraus
herausgewachsen ist Gustav Kaiser (1862 - 1935).i;' Ein Indiz für die religiösen
Probleme, die Inzlingen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte, läßt sich
an seinem Leben ablesen.

Kaiser wuchs in Inzlingen in einer katholischen Familie auf. Mit 14 Jahren verlor
er seinen Vater und verließ daraufhin die Schule. Um Geld zu verdienen, mußte er
bis zu 12 Stunden täglich arbeiten. Vielleicht etwas verklärt, um den Konfessionsübertritt
besser erklärbar zu machen, berichtete er später, er sei schwer erkrankt,
worauf seine Tante ein Mitglied der Pilsermission St. Chrischona ans Krankenbett

CT CT

gerufen hatte. Dieses habe dem jungen Gustav das Evangelium verkündet, und er
wurde gesund. In der Folge ist Gustav Kaiser im Jahre 1878 im Kirchlein zu St.
Chrischona zur evangelischen Kirche übergetreten und wurde protestantischer Theologe
. Das Spannende an diesen Jugenderinnerungen ist. daß es in Inzlingen neben
den traditionellen Katholiken eben auch eine Gruppierung gegeben hat, die mit der
Pilgermission St. Chrischona sympathisierte. Kaiser arbeitete später unter anderem
in Basel. Kiel. Bonn und Berlin. Doch kehrte er immer wieder in seine Heimatgemeinde
zurück und unterhielt Kontakte zu katholischen Freunden. Die konfessionellen
Grenzen hatten sich zwar noch nicht aufgelöst, waren aber doch nicht mit den
Verhältnissen vergleichbar, die dem Reformator Franz Kolb vermutlich eine Rückkehr
in seine Heimatgemeinde unmöglich machten.

25


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-02/0027