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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 42
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ten. welches seine Dränger und Feinde verjagen müsse usw. - Willich. mit einem
satanischen Lächeln fügte bei: nicht nur die Fürsten sind Feinde des Volks und der
Freiheit, sondern ebensosehr die Bourgeoisie, welche nichts kennt, als den Geldsack,
ihre Bequemlichkeit, ihre Privilegien auf Unkosten der Masse des Volkes, und
woraus die Gelehrten herv orgehen, die immer nur von erworbenen und historischen
Rechten, von Erhaltung des Eigentums und der Ordnung predigen, usw.

Willich mißfiel allgemein: nicht so Hecker. der namentlich den jüngeren Teil
des Publikums - zusammengeströmt aus der ganzen Nachbarschaft - zu elektrisieren
wußte. Doch zog von Steinen niemand mit. als zwei übelberüchtigte Subjekte:
hingegen versprachen viele jüngere Männer aus der Umgebung, den andern Tag
nachzuziehen.

Um 6 Uhr wurde durch die Bergschlucht des Klosters Weitenau nach Kandem
abmarschiert, singend und jubelnd, ja brüllend. Vor dem Dorf befahl Hecker. zu
laden, welches aber größtenteils schlecht von Statten ging und von Hecker und den
übrigen Führern teilweise gezeigt und selbst besorgt werden mußte. Später folgten
noch zwei nachrückende Schaaren von Sensenmännern, welche von Steinen durch
Fuhrwerke dem Hauptkorps nachgesandt wurden. - Während der Nacht stand die
Bürgerschaft unter den Waffen, um Excesse zu verhüten und das Eigentum zu
schützen. Gesen 1 Uhr nachts kam Struve in einem Fuhrwerk von Nollingen her. um
Erkundigungen einzuziehen, und nach Kandern zu Hecker zu fahren, um weitere
Verabredungen zu treffen. Er stieg im ..Ochsen'" ab. wo der Bürgermeister mit
einigen anderen Männern versammelt war. Dort wurde ihm mitgeteilt, daß man
offiziellen Bericht habe, es rücke ein fliegendes Korps unter General von Gagern
gegen Kandern vor und es werde daher Hecker unverweilt angegriffen werden.

Struve wollte nun auf herrische Weise die Gemeinde Steinen zur kräftigen Mitwirkung
und zum Anschluß auffordern, wurde aber so übel empfangen, scharf
getadelt und selbst verhöhnt, daß er außer Fassung geriet, seinen Hirschfänger auf
dem Abtritt liegen lies und sich wieder still aus dem Staube machte, nach Nollingen
zurückkehrend. Erst früh pflegte man einige Stunden der Ruhe.

Gegen '/; 10 Uhr am 20. April (Gründonnerstag) kam Schaible, der Genosse
Heckers. deutschkatholischer Prediger von Durlach, in größter Eile an. mit einem
ellenlangen Gesicht, aus dem man einen schlechten Erfolg lesen konnte: er
schwitzte und sagte nichts. Um 10 Uhr aber langten im Galopp die 2 Kanönchen
an und gleich darauf in wilder Flucht die jubelnden Helden des vorigen Tages im
erbärmlichsten Zustand, meistens ohne Waffen, oder dieselben nun wegwerfend.
Die Flüchtlinge, welche sich erst in Steinen wieder zu halten trauten, erzählten
nun. jeder auf seine Art, den Verlauf des Gefechts auf der Scheidegg (eine Stunde
von Steinen). Es kamen etwa 600 - 700 dieser zerstreuten Flüchtlinge durch Steinen
, die anderen waren im Gebirge versprengt. Wenigstens zwanzig wollten den
edlen Gagern erschossen haben. Die Flucht ging durch unseren Fabrikhof bis
jenseits der Wiese, wo sich ein Teil wieder sammelte, nachdem man diese erschöpften
, irregeleiteten Menschen mit Wein und Wasser erquickt hatte. Hecker
war nicht dabei: die übrigen Führer unterhielten sich mit meinem Vater und mir

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