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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 45
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-02/0047
Donnerstag, den 27. hörte man im einer Entfernung von 2 Stunden um 9-10
Uhr vorm. Kleingewehrfeuer in der Richtung von Dossenbach. Gegen Mittag
kamen freischärlerische Flüchtlinge von wildem und zerlumptem Aussehen, die
teilweise nicht deutsch sprechen konnten. Sie erzählten, daß sie zum Herwegh*-
schen Korps gehörten, welches diese Nacht bei Zell durch das Wiesental gebrochen
und bei Dossenbach auf die Württemberger gestoßen sei. wo sich ein Gefecht
entsponnen habe, welches die Zerstreuung der Freischaaren zur Folge hatte.
Diesen Tag eilten noch viele Flüchtlinge durch Steinen gegen den Rhein (Anmerkung
: Tod von 11 Freischärlern). Die Details des Gefechts bei Dossenbach sind
bekannt. ,

Freitag, den 28. marschierte die Brigade Vallois durch Steinen, nebst dem
Divisionskommandanten Müller, 2 Regimenter W'ürttemberger. 3 Schwadronen
Reiterei (Ulanen) und eine Batterie Artillerie. Der Anblick dieser deutschen Krieger
machte mir viel Freude.

Nachmittags wurde unter Bedeckung eine Abteilung gefangener Freischärler
von ca. 100 Mann hier durchgeführt, wovon einige blessiert und auf Wägen
geladen waren. Diese Leute hatten ein wildes Ansehen, von der Sonne gebräunte
Gesichter mit großen Bärten und die man als Barrikadenhelden erkennen mußte.
Es waren Franzosen und Polen darunter. Sie marschierten still und schnitten
grimmige, trotzige Gesichter: es war jedenfalls ein anderer Schlag, als die
Hecker*sehen und Struve"sehen Schaaren.

Eine Schwadron Reiterei wurde hier einquartiert, wir erhielten einen Offizier,
mit dem ich mich auf den freundschaftlichsten Fuß setzte. Die Einquartierung
blieb bis zum Ende der Ferien und ich bekam immer mehr Geschmack am Soldatenhandwerk
, so daß ich ungern von Steinen schied.

Übrigens hatte die Freischärlerkomödie im Wiesental ein Ende und es ist zu
wünschen, daß es der erste und letzte Akt derselben sei."

Hecker erinnert sich ... 31
(Aus seinen Lebenserinnerungen)

„Unter Begleitung einer zahllosen Menschenmenge, vielfachen Hoch's und
Hurrah's insbesondere der zusammengeströmten Landleute zogen die Fähnlein
gegen Steinen, woselbst vor den Häusern Wein. Brod. Käse und Wurst zur Bewirtung
ausgestellt war, was ich mißbilligte, da man eben erst aus guten Quartieren
ausgezogen war. und wir nur eine kurze Wegstrecke zurückgelegt hatten und
überhaupt viel auf mäßiges Verhalten gedrungen wurde, weil dieses Muth und
Kraft mehr fördert, als Übergenuß und weichliches Wolleben. Auch hier fand ich
einen alten lieben Freund, den Abgeordneten Scheffelt aus der badischen Deputiertenkammer
, der in Steinen wohnhaft ist. Ein schlichter, verständiger Mann,
dessen politisches Leben nicht eine Stunde der Sache des Volkes untreu geworden
ist. Sein Empfang war der eines betrübten und besorgten Freundes, er glaubte

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