Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 46
(PDF, 36 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-02/0048
nicht an das Gelingen des Zuges, ich mochte sagen, was ich wollte. Eine Deputation
von Lörrach erklärte mir dort, daß man Seitens der Gemeinde ein Aufgebot
nicht erlassen werde. Ich antwortete dem Abgesandten, wie sich's gebührte.

Von Steinen begleiteten uns eine Strecke weit zahlreiche Gruppen. Unterwegs
wurde abermals den Truppen Wein und Brod angeboten, jedoch der Genuß verboten
, und als wir mit der Dunkelheit den waldigen Weg gegen Kandern hinab
zogen, kam uns die Botschaft entgegen, daß in Schliengen starke Heeresmacht
liege und Fußvolk, Reiterei nebst Geschütz gegen Kandern rücke, daher wir auf
der Hut sein müßten."

Olm ohl nun die Geschehnisse in Kandern. das Gefecht auf der Scheideck und
der Tod des Generals von Gagern nicht unmittelbar mit Steinen etwas zu tun
haben, es sei denn, der Aufnmrsch der Freischärler dorthin und die Flucht zurück
über Steinen. Maulburg und den Dinkelberg, soll doch der Aktualität wegen Hek-
ker selbst zu Wort kommen. Zunächst geht es um seine Beurteilung der Niederlage
in Kandern und dann um die Umstände seiner Flucht über Steinen und den Dinkelberg
in die Schweiz, von wo aus er nach Amerika emigrierte und mit dem
Verlauf der Revolution nichts mehr zu tun hatte.

„Kurzum, nur die zu weit getriebene Nachsicht, nur der unter den Republikanern
herrschende Widerwille, das Blut der gemeinen Soldaten zu vergießen, entriß
unsern Händen den vollständigen und. wenn wir wollten, blutigen Sieg, denn jeder
kriegskundige Führer in den feindlichen Reihen wird selbst zugestehen müssen,
daß im Falle einer entschiedenen Offensive von unserer Seite kein Mann in jenem
weitgedehnten und von den Truppen so unvorsichtig betretenen Passe uns hätte
entgehen können. Zum Beweise unserer Mordgier mag gelten, daß wir unsere mit
Flintenkugeln gestopften Kanonen in einer Distanz von 30 Schritten nicht einmal
abfeuerten: mag gelten, daß verboten wurde, auf die fliehenden Soldaten zu schießen
: mag gelten, daß die Abgeschnittenen ungefährdet entlassen wurden, deren
Offizier ich aber bei seiner Ehre zum Zeugnis auffordere ..."

Hecker weiter: „Ich wende mich nun zum weitern Sachverlauf:

Nachdem sich Alles in buntem Durcheinander die waldigen Höhen hinanflüchtete
, wurden wir von den hessischen Schützen verfolgt, welche uns Kugeln nachsandten
, und besonders auf die blauen Blusen hielten. Ungefähr hundert und fünfzig
Gänge hinter mir wurde ein Fliehender niedergeschossen und ich selbst vor
Erschöpfung genöthigt. mich niederzulassen, entging wie durch einen Zufall den
zweimal in meiner Nähe vorüber tiraillierenden Schützen, vor welchen mich ein
noch nicht belaubtes Buschwerk trennte. Unkundig der Gegend, erstieg ich die
Anhöhen, ging dann einem Waldwege nach, verirrte und kam endlich todtmüde in
einem Dorfe an. nachdem ich nichts als Wasser aus Waldbächen genossen hatte. Ich
trat in ein Bauernhaus*, in welchem nur eine hochbetagte Frau anwesend war,
beschäftiget, ihr weißes Haar zu ordnen. Ohne Umstände sagte ich ihr. daß ich einer

*Nach den Erinnerungen der Alteingesessenen stand das fragliche Bauernhaus entw eder auf dem
..Heuberg'" (Gemeinde Schlächtenhaus) oder ..Am Roßberg" (Gemeinde Weitenau). Beides könnte den
Umständen nach zutreffen.

46


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-02/0048