http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-02/0058
Die Revolution von 1848/49 unter besonderer
Berücksichtigung der Ereignisse in Weil am Rhein
und im Markgräflerland
Peter Hillenbrand
Während der Befreiungskriege 1813/14 versprachen die deutschen Fürsten ihren
„Untertanen" freiheitliche Verfassungen, doch nur wenige deutsche Fürsten lösten
ihre Versprechen ein. Lediglich in Baden (1818) und in Württemberg entstanden
Verfassungen, die gewählten Volksvertretern bei der Gesetzgebung und der Steuererhebung
eine Mitentscheidung zubilligten.
Nach 1839 versuchte der „badische Metternich". Freiherr von Blittersdorf, die
zweite Kammer auszuschalten, indem er den Beamten den für die Teilnahme an
den Sitzungen nötigen Urlaub verweigerte. Es kam zu Konflikten zwischen Parlament
und Regierung, die zu Neuwahlen führten, aus denen die Liberalen als
Sieger hervorgingen. Friedrich Hecker. ein junger Rechtsanwalt aus Eichtersheim.
wurde erstmals gewählt.
Nach 1845/46 versuchte Innenminister Johann Baptist Bekk eine vorsichtige
Reformpolitik, aber zu spät. Am 12. September 1847 versammelten sich die Demokraten
unter der Leitung Heckers in Offenburg. Sie forderten ein Wahlrecht für
alle Männer, ein neues Einkommenssteuergesetz und den Wegfall aller Vorrechte.
„Am 27. Februar, unter dem Eindruck der Pariser Nachrichten, beschließt die
große Volksversammlung in Mannheim, auf der der Liberale Mathy und der Radikale
Hecker noch gemeinsam auftraten, eine Petition an die Kammern. Man verlangt
Volksbewaffnung, also Bürgerwehr, Miliz: das monarchische Heer soll nicht
mehr das Waffenmonopol haben: man verlangt .Preßfreiheit', das Ende der Zensur
, Freigabe der vollen politischen Öffentlichkeit, im Grunde: Ende des Parteiverbots
: verlangt Schwurgerichte', das heißt: Demokratisierung der Justiz, zumal bei
politischen Vergehen - und : ein deutsches Nationalparlament." "
Thomas Nipperdey sieht in der Februarrevolution in Frankreich den Funken,
„der in die deutschen Spannungen einschlug und die Welle der Unruhe in Gang
setzte. Das war der Anlaß. Aber die Revolution ist natürlich nicht importiert, sie
ist auch ein deutsches Phänomen, aus deutschen Krisen und Problemen erwachsen
, sie ist ein Teil der europäischen Revolution und hat doch ihre ganz spezifischen
eigenen Inhalte und Ziele."2'
Carlo Schmid sah in der Revolution von 1848 „etwas Urdeutsches, sie war
urdeutsch in ihren Verursachungen und ihrer Problematik und dementsprechend
auch in ihren Zielsetzungen und Gefahren. Vielleicht ist sie es sogar zu sehr
gewesen, und vielleicht mag einer der Gründe ihres Scheiterns und Versandens
gewesen sein, daß die Befangenheit im spezifisch deutschen Schicksal den han-
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