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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 62
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-02/0064
... Der ehemalige Unteroffizier Wolfinger besetzte die Leopoldshöhe bei Basel
und bot von dort aus die benachbarten Gemeinden auf. sich dem Freiheitskampfe
anzuschließen. Sechsunddreißig Stunden nachdem Struve das badische Gebiet betreten
hatte, befand sich die republikanische Partei bereits im Besitze einer ansehnlichen
Macht, daß sie imstande war. Lörrach zu verlassen und angriffsweise
gegen Freiburg vorzugehen. Samstag den 23. vor Tagesanbruch brach das republikanische
Hauptquartier mit sämmtlichen nicht schon vorausgesandten Truppen
über Kandern und Schliengen nach Müllheim auf."7'

In der Weiler Chronik von 1986 lesen wir über Ereignisse im April und im
September 1848: „Beim Heckerputsch zumindest dürfte ein beachtlicher Teil der
Einwohner der Republik Sympathie entgegen gebracht haben. Bürgermeister und
Wahlmann Ziegler hatte in der Schweiz Gewehre eingekauft und die Bürgerwehr
damit bewaffnet. Er entnahm dafür sogar einen Vorschuß aus der Weiler Gemeindekasse
, weswegen er später sein Amt aufgeben mußte. Mag anfänglich ein wenig
Begeisterung dabei gewesen sein, beim Struveputsch zogen auch die Weiler nur
ohne sonderliche Hingabe mit. Von den Haltingern ist nichts Gegenteiliges zu
sagen. Nicht zu vergessen, es lagen inzwischen ja auch Regierungstruppen im Ort.
Auch dieser Gesinnungswandel dürfte typisch sein für den ganzen Lörracher
Raum. Einige der wehrfähigen Weiler zwischen 18 und 40 Jahren, die Struve zu
den Waffen befohlen hatte, konnten sich rechtzeitig nach Basel in Sicherheit bringen
. Zurück kamen die übrigen ohne ihre Gewehre, und der Weiler Gemeinderat
mühte sich noch im Jahr darauf um die Rückgabe der teuren Waffen. Sie seien
schließlich nicht gegen die Schweiz gerichtet gewesen, und im übrigen - das
müßten doch die demokratie- erfahrenen Schweizer doch verstanden haben! - sei
man im Revolutionieren ja noch unerfahren. Daß die Weiler Bevölkerung dennoch
im März 1849 noch nicht so recht loyal war - wenigstens in den Augen der
Regierung - zeigt eine andere Tatsache. Mit Georg Friedrich Ziegler war wiederum
ein Mann an die Spitze des Ortes gewählt worden, der seine demokratische
Gesinnung nicht verbarg, weswegen er nach dem Maiaufstand 1849 seines Amtes
enthoben wurde.

Rechtlich hatten die Weiler Revolutionsereignisse noch ein jahrelanges Nachspiel
. Gegner und Befürworter stritten um die Rückerstattung der 875 Gulden, die
die Revolution gekostet hatte. Wen wundert es, daß die Revolutionsgegner
schließlich 1853 vor dem Freiburger Hofgericht recht bekamen. Und von den
Haltingern forderte die Stadt Staufen Schadenersatz.

Übrigens, die Einquartierungen dauerten noch bis Ende 1849 an und hatten die
Gemeinden schließlich einige tausend Gulden gekostet.'" ■

Anmerkungen

1) Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1800-1866. Bürgertum und starker Staat. S. 595

2) Thomas Nipperde\: a. a. O.. S. 595

3) Carlo Schmid: Die verlorene Revolution (in: Politik muß menschlich sein. S. 161)

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