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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 70
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Pressefreiheit. Geschworenengerichte. Volksbewaffnung und ein deutsches Parlament
gefordert. Diese liberalen Grundforderungen wurden in ganz Baden laut. Seit
Ende Februar breitete sich in Baden eine Bewegung aus. die in immer neuen
Wellen bis Juli 1849 das Land überrollte. Auch wenn die Ursachen der badischen
Revolution sehr komplex sind und einer differenzierten Analyse bedürfen, kann
hier jedenfalls festgehalten werden, daß vor allem ökonomische Gründe eine verbreitete
soziale Unzufriedenheit und eine Politisierung auslösten. Die wirtschaftliche
Krise in den Jahren 1846/47 beflügelte die Bereitschaft, aus Baden auszuwandern
. So verließen in den vierziger Jahren etwa 24 000 Badener das Land. In der

CD

ersten Hälfte des folgenden Dezenniums stieg die Zahl der Emigranten gar auf
62 500.8'

Hecker und Struve organisierten in ganz Baden Volksversammlungen oder Vaterländische
Vereine. Petitionen wurden formuliert, es gab Protestveranstaltungen.
Im Kraichgau und im Odenwald beispielsweise kam es auch zu Aufständen der
Bauern, die sich gegen Standesherren und Juden richteten, bei denen viele Bauern
verschuldet waren. Der Haß vieler Badener wandte sich gegen die Obrigkeit, die
oftmals pauschal für die wirtschaftliche Misere verantwortlich gemacht wurde.
Neffs Erklärung, „Wer die Majestät des Volkes in ihrer ganzen Größe erfaßt hat.
dem wird der Vernichtungskampf gegen die Fürsten und ihrem Anhang zur heiligen
Religion"9', zeigt sehr deutlich, mit welchem Pathos die radikalen republikanischen
Kräfte gegen die Monarchie polemisierten und zum Kampf gegen die Obrigkeit
aufriefen.

Dieser Ausruf Neffs blieb keineswegs bloße rhetorische Agitation, sondern
mündete in eine begeisterte Teilnahme an den Freischarenzügen im Badischen.
Die Markgräfler Bevölkerung unterstützte die aufständischen Bewegungen nur
sehr zurückhaltend, obwohl man durchaus gemäßigt freisinnig dachte. Gewalttätigen
Umsturzversuchen indes stand die überwiegend bäuerliche Gesellschaft ablehnend
gegenüber.

Im Amtsbezirk Lörrach waren die Hauptvertreter der gemäßigten Richtung der
Arzt und Schriftsteller Eduard Kaiser (1813-1903)"" und der Vikar an der Stadtkirche
, Reinhard Schellenberg (1814-1890)"'. der sich auch in Sonntagspredigten
mit der Revolution auseinandersetzte. Neff hingegen zählte zu den Vertretern des
radikalen Lagers, das aber nicht die Bedeutung der gemäßigten Republikaner erreichen
konnte.

Als Gustav Struve im April 1848 in Säckingen gefangen gehalten wurde, engagierte
sich vor allem Neff für dessen listige Befreiung. Doch schon fünf Monate
später wurde Struve im Wehrer Gasthaus Krone verhaftet. Neff schrieb daraufhin
eine bitterböse Ode. Den „alten Buben" aus Wehr und Schopfheim hielt er zornig
entgegen:

„Rache. Schwert. Feuer und Dolch erreiche Dich,
Quäle dich, schimpfliche Brut. Verräthervolk!
Trete in Staub hinab deinen Saamen.
Tilge den Volksverrath!

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