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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 73
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Meister. Ein großes politisches Problem, das Neff zurecht geißelt, waren die hohen
Steuerabgaben, die die Obrigkeit benötigte, um den großen Apparat der Beamten
bezahlen zu können. Mit Blick auf die Schweizer Republik forderte Neff
eine Verringerung der Beamten und die Abschaffung der Pensionen. Außerdem
sollen die Beamten vom Volk gewählt werden und einer Leistungskontrolle unterworfen
werden: ..Wird einer faul oder schlecht, so wählt man einen anderen."
Darum sei es nur zu verständlich, wenn die Beamten für die Monarchie kämpften,
denn damit versuchten sie. ihre privilegierte Stellung zu retten. Seinen Gesinnungsgenossen
riet Neff. sie sollten sich vor den Beamten hüten, die ihnen
Freundschaft heuchelten, und ruft ihnen zu: ..Trauet nur demjenigen, welcher sich
bewährt hat durch eine unumstößliche republikanische That." Was genau Neff
damit meint, bleibt offen. Es bleibt nur zu vermuten, daß es sich hier um eine Art
revolutionärer ..Mutprobe" handelt, in der die politische Gesinnung unzweifelhaft
erkennbar werde.

In einer zweiten Runde focht Neff seinen Kampf gegen die Besitzenden, gegen
die ..Geldsäcke" aus. die im Fürstenstaat eine bevorzugte Stellung hatten und
wesentlich mehr Rechte besaßen als die Armen. Politischer Einfluß und gesellschaftlicher
Aufsties waren nämlich mit der Höhe des Steueraufkommens verbun-
den. Der ..Geldsack" habe, so Neff. nun größte Angst, die Revolution könnte ihm
seinen ganzen Besitz entreißen und damit auch den politischen Einfluß schmälern.
In diesem Zusammenhang kommt Neff auch auf die das 19. Jahrhundert prägende
..soziale Frage" zu sprechen, nämlich zu dem Problem, wie der mit der fortschreitenden
Industrialisierung einher gehenden Armut und Verelendung begegnet werden
könne. Zahlreiche Modelle von Sozialhilfe wurden seinerzeit entwickelt und
ausprobiert. Die Vorschläge reichten von einem erweiterten Almosenwesen über
Arbeitshäuser hin zu der These, die Armut sei allein ein Ergebnis des sittlichen
und vor allem des religiösen Verfalls. Im Spätjahr 1848 etwa konstituierten sich
im Bereich der evangelischen Kirchen nach dem Wittenberger Kirchentag diakonische
und sozialfürsorgerische Initiativen, die unter dem Namen der Inneren
Mission vor allem durch eine Rechristianisierung der Gesellschaft das soziale
Elend beheben wollten. Neff allerdings erkannte. ..nicht durch elende Almosen
kann die Armuth gerettet werden, sondern durch Verstopfung ihrer Quelle. Und
diese Quelle ist der Fürstenstaat."17'

Wandte sich Neff einerseits vehement gegen die Monarchie, so kritisierte er auf
der anderen Seite auch massiv den Kommunismus. Das mußte er auch in apologetischer
Absicht tun. da die Monarchisten den Republikanern immer wieder unterstellten
, sie seien alle Kommunisten. Neff will und muß hier eine deutliche Differenzierung
vornehmen. Auch andere Republikaner in Baden oder in der Schweiz
fällten vernichtende Urteile über die Kommunisten. So äußerte sich etwa der
Pfarrer des basellandschaftlichen Münchenstein. Alois E. Biedermann (1819-
1885)18', eindeutig gegen die Kommunisten. Den Sozialisten und Kommunisten
hält er mit spitzer Feder vor, sie hätten bisher bloß den Pinsel in Galle getaucht,
um die gesellschaftlichen Zustände zu karikieren. Andererseits versprächen sie

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