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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 74
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dem Volk ein irdisches Schlaraffenland. Für Biedermann ist deutlich: Sozialisten
und Kommunisten hängen bloß törichten politischen Einfällen und verbrecherischen
Gelüsten einen schönen Mantel um und sind darum als politische Erscheinung
nicht ernst zu nehmen. Vielmehr sind sie ein Gespenst, das ohne Bestand
und Halt bleiben wird. Mit Blick auf die Zukunft fordert Biedermann, daß es nicht
mehr zu solchen Auswüchsen und Geschwüren wie dem Sozialismus und dem
Kommunismus kommen darf. Neff urteilte ähnlich und ließ optimistisch verlauten
: ..Die Republik wird jeder fleißigen Hand Arbeit schaffen, und jede fleißige
Hand erwirbt sich ihren Wohlstand selbst. Sie braucht keinen Communismus."
Das zeigten nämlich die Republiken in der Schweiz und in Nordamerika, in denen
der Wohlstand blühe.

Die dritte Gruppe der Revolutionsgegner, mit denen sich Neff in seiner kämpferischen
Schrift ..Die Männer der That und ihre Gegner" auseinandersetzte, sind die
..Pfaffen", die auch in anderen Zusammenhängen seine kritische Aufmerksamkeit
erfuhren. Wie bei den bürgerlichen Beamten und bei den Reichen bringe auch bei
den Geistlichen der Eigennutz eine antirepublikanische Haltung hervor. Doch geht
Neff mit den Pfarrern noch stärker ins Gericht als zuvor mit den Beamten: ..Weil
aber der Pfaffe noch besonders berufen ist das Volk zu belehren und zu bilden,
und weil er diesen Beruf zur Verdummung und folglich zur Entsittlichung des
Volkes benutzt, so ist er um so verächtlicher als alle anderen."19' Doch bei diesen
Vorwürfen blieb es nicht. Neff verschärfte seine Polemik und verurteilte die Lehre
der Pfarrer, die das arme Volk zum Erdulden aufriefen, weil sie der himmlische
Lohn der Ewigkeit erwarte. Der Pfarrer selber aber, so Neff. „er aber verfrißt und
versauft und verschwelgt und verpraßt, was die welken Arme des zertretenen
Volkes in saurem Schweiße mühsam erworben haben." Darum sei der Pfaffe ein
„teuflischer Fürstenknecht", der das Volk ..mit satanischer Verschmitztheit auf das
Jenseits" verweise, damit er selber im Diesseits ungehindert seinen ..Bauch mästen
" und seinen „Lüsten fröhnen" könne. Neff rief den verhaßten Geistlichen zu:
..Du Pfaffe bist im Geheimen ein giftiger, doch im offenen Kampfe ein kraftloser
Gegner." Neffs Einschätzung der materiellen Verhältnisse der Pfarrer kann indes
so nicht verallgemeinert werden. Richtig ist sicherlich, daß der Tisch in den meisten
Pfarrhäusern üppiger gedeckt werden konnte als in manch anderem Haus.
Aber auch Klagen von Pfarrern über unzureichende Einkünfte gab es immer wieder
.201

Zutreffender als die ökonomische beschreibt Neff die politische Haltung der
Pfarrer, die überwiegend - bis auf ganz wenige Ausnahmen - überzeugte Monarchisten
waren.211 Ihr ObrigkeitsVerständnis wurde biblizistisch begründet und basierte
auf dem Römerbrief des Paulus, wo es heißt: .Jedermann sei Untertan der
Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott:
wo aber Obrigkeit ist. die ist von Gott angeordnet" (Römer 13.1). Die zweite
zentrale biblische Aussage, die den Revolutionären von Seiten der Kirche immer
wieder entgegengehalten wurde, findet sich im ersten Petrusbrief: ..Ihr Sklaven,
ordnet euch in aller Furcht den Herren unter, nicht allein den gütigen und freundli-

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