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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 78
(PDF, 36 MB)
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ling wird, mit wenigen Ausnahmen, wie ein Löwe kämpfen für die Republik."
Soweit Neffs Vision einer von republikanischen Gedanken und Taten erfüllten Jugend
. Im weiteren Verlauf seiner Beschreibung der potentiellen Revolutionäre
kommt er zu den Armen im Großherzostum. die am meisten unter den Fürsten
litten. Darum widmet ihnen der Rümminger Revolutionär auch immer wieder besondere
Aufmerksamkeit. Für die armen und von Abgaben belasteten Bürger des
Landes malte Neff das Bild einer zukünftigen und erstrebenswerten Republik, in der
jeder fleißige Mann die Chance erhalten werde, sich aus den Fesseln der Armut zu
befreien, um „sich hinaufzuschwingen in einen kräftigen und freien Wohlstand"30' .
Da es für die Mittellosen zudem nichts zu verlieren gebe als Elend. Schmach,
Knechtschaft und Armut, sollten sie sich dem gesellschaftlichen Umsturz verschreiben
. So würden sie endlich Ehre. Ruhm. Freiheit und Wohlstand gewinnen. Mit
diesen sozialutopischen Ideen versuchte Neff. Anhänger und Mitstreiter für die revolutionäre
und republikanische Sache zu finden. Alle jene Bürger, die sich der
sittlichen Idee der Freiheit verpflichtet wußten, sollten bereit sein, für die Republik
zu kämpfen, ja dafür gar ihr Leben zu lassen. Denn, so führt Neff unter Aufnahme
der idealistischen Philosophie Hegels aus, „wer die ewige Wahrheit der Vernunft
erkannt, wer das Göttliche in der Menschennatur gefühlt, der kann weder seine
Menschenwürde aufgeben und den Fürsten dienen, noch seine Brüder unter dem
Joche der Fürsten seufzen sehen."311 Dieses Bild des unter dem Joch der Obrigkeit
seufzenden Volkes erinnert deutlich an das klagende Volk Israel, das Moses aus der
Herrschaft Ägyptens ins gelobte Land, wo Milch und Honig fließen sollten, geführt
hat. Neff schließt seine Ausführungen mit dem radikalen und hetzerischen Appell:
„Fluch und Tod und Vernichtung auf ewig dem Königthum!"

Diese Aufrufe zeigen bei aller Berücksichtigung der zeitlichen und politischen
Verhältnisse, wie schnell bei berechtigter und notwendiger Gesellschaftskritik gerade
auch von Seiten der Republikaner Grenzen der Menschenwürde überschritten
wurden. Bei der Beurteilung muß berücksichtigt werden, daß unter dem Etikett der
Republikaner sehr unterschiedliche politische und ideologische Ansichten gesammelt
wurden. So machten sich beispielsweise Schweizer Republikaner über deutsche
Revolutionäre lustig. Der schon einmal genannte freisinnige Münchensteiner Pfarrer
Biedermann etwa fällte ein eindeutiges Urteil. Was die gegenwärtigen Demokraten
in Deutschland politisch fabrizierten, erinnere eher an Knaben- und Bubenstreiche
als an ernste Politik. Diese demokratischen Dilettanten brächten, so Biedermann
verärgert, den Gedanken der Republik in Verruf. Gesteht er notwendigen Revolutionen
gegenüber mutwilligen Staatsstreichen ein historisches Recht zu, so sind ihm
manche Auswüchse und das Verhalten von zahlreichen deutschen Revolutionären
zuwider: „Es gibt immer Leute denen aus begreiflichen Ursachen das Leben im
Revolutionszustand so wohl behagt. daß sie gern alle Tage Fastnacht haben möchten
." Ein gewisses Maß an Verständnis bringt der Münchensteiner Pfarrer den Revolutionären
indes entgegen, wenn er bemerkt: „Wer seit Jahr und Tag vergeblich nach
Wein geschmachtet, und geräth nun auf einmal an ein auslaufendes Faß. der wird
wohl taumelig werden: das ist natürlich.''32'

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