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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 79
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III.

In einer weiteren Schrift, die 1849 erschien, bietet Neff ..Beiträge zur Bauernpolitik
oder wie dem niedergetretenen Mittelstande wieder aufzuhelfen ist". Diese
Schrift wurde am 25. November 1851 vom Bezirksamt Lörrach verboten. Im
Vorwort rechtfertigt er sich für seine heftigen verbalen Attacken und erklärt, daß
in Zeiten der Revolution Mittel Verwendung finden, die ansonsten nicht gebraucht
werden: „Um eine neue und große Idee in das Leben einer ganzen Nation hineinzuführen
, müssen alle Fasern des Volkes bis in das innerste seiner Seele erschüttert
werden, damit alle Kräfte und Säfte für diese große neue Idee empfänglich
werden. Da muß das Volk aufgerüttelt werden aus seinem kleinlichen häuslichen
Alltagsleben, aufgerüttelt durch Schauder und Schrecken. Es scheint selbst daß
Gott, die Vorsehung, die Natur es wollen.*'33' Das heißt, die Revolution, der Umsturz
sind gar nicht aufzuhalten, sie entsprechen1 dem Verlauf der (Heils-)Ge-
schichte. Neffs Geschichtsbild ist also geprägt durch die Vorstellung einer teleologisch
voranschreitenden Entwicklung, an deren Ende die Republik als ideale Verfassung
des Staats stehe.

Seine Schrift umfaßt zahlreiche kurze Teile. Zuerst beschreibt Neff die Lage der
Bauern in Deutschland und fragt danach, wie ihnen in Deutschland geholfen werden
könne. Im zweiten Kapitel untersuchte er „die deutschen Verhältnisse gegen
die Schweiz"34', um drittens die Mittel der Revolution vorzustellen.35' Es folgen
weitere Aufrufe zu revolutionären Taten, die an das literarische Genre des Flugblattes
erinnern. Auch wendet er sich der „Politik des weiblichen Geschlechts" zu.
Dahinter verbirgt sich die Forderung nach einem „Frauen- und Jungfrauen-Verein
zur Beförderung der republikanischen Sache in Deutschland"36'. Neben außenpolitischen
behandelte Neff auch innenpolitische Probleme wie etwa die Kaiserfrage.
Schließlich setzte er sich auch ausführlich mit der Religion auseinander.3 1

Wie in oppositionellen gesellschaftlichen Gruppen häufig anzutreffen, geht Neff
von einem idealisierten Urchristentum aus. Entsprechend der dazu gehörenden
Verfallstheorie hat sich das Christentum im Verlauf seiner Geschichte von seinen
Ursprüngen entfernt und dadurch an Glaubwürdigkeit und gesellschaftlicher Gestaltungskraft
verloren. Diese Interpretation der Christentumsgeschichte findet
sich immer wieder bei der Schar derer, die eine Reformation und Erneuerung des
Christentums anstrebten, seien es nun die Bemühungen im 16. Jahrhundert oder in
den pietistischen Kreisen oder eben in der Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts
. Was die „Narren und Pfarrer" heute Religion nennten, kann Neff bloß als
„Götzendienst" abtun. Die Pfarrer machte Neff für den Niedergang des Christentums
verantwortlich, da sie seine feinen Anfänge nicht veredelt, sondern „verhunzt
" hätten. Zudem habe das Christentum nie wirklich das Leben durchdringen
können. Das Christentum, als Religion der Liebe, so Neff, könne sich nicht in
ungerechten gesellschaftlichen Verhältnissen verwirklichen, dafür brauche es
Freiheit und Gleichheit, eben einen Staat, den die Revolution anstrebe. Dann
könne die Religion der Liebe eingeführt werden. Damit ist freilich nicht das tradi-

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