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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 83
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-02/0085
In Neffs Bericht wird deutlich, daß die Bevölkerung zum großen Teil in Angst
vor den Revolutionären lebte. Sicherlich hatte auch die obrigkeitliche Propaganda
diese Verängstigung gezielt geschürt, indem sie verlauten ließ. Neff und andere
würden überall rauben und plündern. Doch trug Neff selbst einen wesentlichen
Anteil zu diesem negativen Bild der Revolutionäre bei. Seine rigorosen Maßnahmen
zur Unterstützung der provisorischen Regierung und der Revolution stießen
nämlich keineswegs bei allen Sympathisanten auf Verständnis. Neff mußte darum
immer persönliche Angriffe verkraften, und er wußte auch um die ablehnende
Haltung zahlreicher Leute in seiner Heimat. Sie würden ihn „in Stücke zerreißen",
wenn sie ihn hätten, hieß es immer wieder. Neff gehörte nämlich zu denen, die
von Revolutionsgegnern oder von enttäuschten und desillusionierten ehemaligen
Weggefährten für Niederlagen und persönliches Unglück der zurückliegenden
Monate des Jahres 1848 verantwortlich gemacht wurden.

Bei Neff verfestigte sich durch Erfahrungen zahlreicher Niederlagen sowie
durch die Konfrontation von revolutionären und sozialutopischen Ideen mit der
ernüchternden Realität zunehmend der Gedanke, die alte Schuld des Fürstentums
oder der Monarchie könne nur „mit Blut abgewaschen werden". Nur durch
Schrecken und Ströme Blutes sei nach diesen Vorgängen die Republik noch zu
gründen: „Wer aber diesen Weg des Schreckens betreten will, der darf sein Leben
nicht höher achten als einen Pfifferling und das Leben der Feinde nicht höher als
Gras. Er muß sich als eine Kraft betrachten, die. ohne Herz und Gefühl und ohne
eigenes Leben, nur zum Wohle von Tausenden Einzelne zermalmt, wie ein Mühlstein
die Waizenkörner."

In diesem emphatischen Schlußplädoyer wird die Tragik des Friedrich Neff
deutlich. Der als Philosoph und Jurist ausgebildete Rümminger Bürger scheint von
einem republikanischen Standpunkt aus, der auch religiöse Einflüsse zeigte und
der idealistischen Philosophie verpflichtet war. immer radikaler geworden zu sein.
Damit einher ging eine zumindest theoretische Radikalisierung seiner revolutionären
Methoden. Zudem nahm seine Sprache zunehmend martialischere Züge an.
Auffällig ist an seinem Bericht das Fehlen größerer kriegerischer Auseinandersetzungen
. Möglicherweise hat sich Neff selbst auf das Einkassieren öffentlicher
Kassen beschränkt und die eigentlichen Kriegsschauplätze gemieden. Der Zustand
und die Motivation seiner „Truppen" ließen zudem Zurückhaltung bei anstehenden
Auseinandersetzungen anraten. Disziplinlosigkeit und mangelnde Überzeugung
in Sachen Revolution scheinen bei den Aufständischen weit verbreitet gewesen
zu sein. Darum kam es auch häufig zur Fahnenflucht. Das eigene Leben zählte
für viele doch mehr als vage Versprechungen.

V.

Am 9. August 1849 endete das kurze Leben des .jothen Republikaners" Friedrich
Neff aus Rümmingen in Freiburg, als er standrechtlich erschossen wurde. Als

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