Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 88
(PDF, 36 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-02/0090
Interesse ein. In diesem Tagebucheintrag resümierte er nach Ende der Revolution:
..Es hat sich wieder gezeigt, wie wenig unser characterloses Volk noch weit ist. als
ein tüchtiges Volk größere Freiheit zu genießen, am allerwenigsten weit zur Republik
. Nicht Vaterlands- nicht Freiheitsliebe entschied seine Handlungsweise, sondern
die Gewalt der Umstände u. der Eigennutz. Daß dies jedoch nur von der
größern Mehrzahl gilt, versteht sich von selbst. Wenige zeigten sich entschieden u.
kräftig, sei's für die eine od. andre Seite: die Meisten waren bald so. bald anders
gesinnt (wenigstens so weit sie ihre Gesinnung kund werden ließen), je nachdem
die Lage der Dinge der einen od. andern Partei günstig war. Die anfangs am
lebhaftesten für Republik sprachen und schrien, wurden bald die Stillesten und
Furchtsamsten. Man möchte fast sagen, wenn es nicht eine Schande wäre, die
Feigheit habe alle bessern Vorsätze zurückgedrängt. Auf jeden Fall hat das badische
Volk viel von seinem Ruhm verloren. Kamen ja Fälle vor. daß übelgesinnte
Mitbürger ihre anerkannt besten Bürger anschwärzten oder verriethen mit der
Absicht, sie zu verderben. Wie betrüben solche Erscheinungen den wahren Vaterlandsfreund
. Schreiber dieses musste selbst die Erfahrung machen, daß ein großer
Theil der Bürger sich von ihm abwandte, weil er immer für Recht. Gesetz und
Verfassung sprach u. vor Dingen und Unternehmungen warnte, die sich nun in
ihrer Verderblichkeit heraus gestellt haben... Eine weitere schlimme Erscheinung
ist die durch einen großen Theil der Bevölkerung hindurch gehende Falschheit u.
Heuchelei, in Folge derer kein Nachbar mehr dem andern traut. Die letzte Quelle
hie von ist (wenigstens im Oberland) der Eigennutz u. die Selbstsucht in Verbindung
mit tief gesunkener Religiosität, die innere Herzensfrömmigkeit ist unter
äußerer Beobachtung religiöser Formen zu Grunde gegangen."

In Kreisen der Pfarrerschaft setzte sich Raupp für die Trennung von Kirche und
Staat ein. Die Aufzeichnungen Raupps lassen den Mappacher Pfarrer als Anhänger
einer parlamentarischen Verfassung erscheinen, der sich in seinem Bereich um
die Umsetzung der Frankfurter Verfassung bemühte. In seinem Dorf suchte man
mit tatkräftiger Unterstützung durch Raupps Widersacher. Beweise für die demokratisch
-revolutionäre Gesinnung des Pfarrers zu sammeln. Als der erste Sohn der
Pfarrfamilie am 21. Mai 1849 geboren wurde und von seinem Paten, dem Wollbacher
Vikar Robert Heinrich Staudenmayer (1824-1889)8'. dessen Vornamen erhielt
, hieß es im Dorf, der Pfarrer habe seinen Sohn nach dem am 9. November
1848 standrechtlich erschossenen Revolutionär Robert Blum (geb. 1807) benannt
.4 1 Raupp berichtet weiter, daß manche Amtsbrüder in jenen Tagen die Fürbitte
für den Großherzog im Sonntagsgebet unterließen10', was er selber nicht
guthieß. Darum verstand es Raupp auch nicht, in den Verdacht geraten zu sein, ein
Revolutionär zu sein: ..Nichts desto weniger wurde ich von meinen Gegnern,
deren es nur wenige u. darunter Verführte waren, als Revolutionär angeklagt, u.
die Behörden gingen, als sie sich wieder ein wenig sicher fühlten, nur zu willig auf
solche Anschuldigungen ein. wenn sie auch durch nichts begründet waren.*'11' Der
Mappacher Bürgermeister und einige Gemeinderäte hatten nämlich an das Lörracher
Bezirksamt geschrieben und die Situation im Dorf ziemlich dramatisch be-

88


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-02/0090