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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 89
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-02/0091
schrieben: „Da zurzeit die Stimmung gegen Pfarrer Raupp von der Art ist, daß
großer Unfug und Mißhandlungen in Aussicht stehen, so ist es notwendig, daß
Pfarrer Raupp versetzt werde.' Man nannte zahlreiche Punkte, die Raupps radikale
Haltung belegen sollten, wie etwa ..Herumtragen und Vorlesungen republikanischer
Zeitungen". Das Bezirksamt befürwortete das Mappacher Gesuch und
zählte Raupp zu den ..radikalen Geistlichen und zu denjenigen, welche sich mehr
mit der Politik als mit dem Evangelium befassen"1" '. Am 25. Juli wurde der
Mappacher Pfarrverweser vom Landeskommissär in Freiburg provisorisch vom
Dienst suspendiert. Nach einem Monat des Wartens, den Raupp mit historischen
Studien füllte, hatten die Untersuchungen die Vorwürfe als unbegründet erwiesen,
und Raupp wurde wieder in sein Amt eingesetzt. Doch währte der innergemeindliche
Friede nicht allzu lange. Denn schon nach dem nächsten Gottesdienst erhoben
seine Gegner aufgrund der Predigt erneut Anklage. Auch bei der Visitation im
September, die zugunsten von Raupp ausfiel, unternahmen seine Widersacher im
Gemeinderat den Versuch. Raupp zu entfernen, der schließlich Erfolg haben sollte
, da sich auch der Freiburger Landeskommissär nicht geschlagen gegeben hatte.
Der Oberkirchenrat versetzte ihn auf Anfang Oktober 1849 als Pfarrverweser nach
Ittersbach im Kirchenbezirk Pforzheim, damit Ruhe in Mappach einkehren konnte
.14'

Festzuhalten bleibt schließlich, daß Raupp nicht allein wegen angeblicher revolutionärer
Gesinnung versetzt wurde, denn sogar der Freiburger Ankläger sprach
am Ende nur noch von einem in politischer Hinsicht zweideutigen Benehmen
Raupps.15' Vielmehr hatte die kirchliche Behörde dem öffentlichen Druck auf
Kosten des Pfarrverwesers nachgegeben. Die Enttäuschung Raupps über das Verhalten
des Oberkirchenrates war groß.16'

Der vierte, bisher noch nicht genannte. ..verdächtige" Theologe war der Lörra-
cher Stadtvikar Schellenbers1"'. dessen Rolle im folgenden ausführlicher betrach-

CT T C-

tet werden soll. Eine Woche nach den kriegerischen Auseinandersetzungen und
der Niederlage der Revolutionäre in Staufen gegen die Truppen des Generals von
Hoffmann, die in Lörrach mit großer Anteilnahme verfolgt worden war. setzte
sich Karl Friedrich Reinhard Schellenberg (1814-1890) in Lörrach in einer Predigt
mit den Zeitereignissen auseinander.18' Der Stadtvikar predigte am 1. Oktober
1848 in der Lörracher Stadtkirche über Psalm 46.8-12. Seine Auslegung veröffentlichte
noch im selben Jahr die Lörracher Buchdruckerei von Carl R. Gutsch unter
dem Titel ..Die republikanische Schilderhebung des Oberlandes im Lichte der
Religion". Diese Druckerei hatte Struve im September beschlagnahmt, um dort
das „Republikanische Regierungsblatt" herausbringen zu lassen.

Als Stadtvikar unterrichtete Schellenberg auch am Lörracher Pädagogium, dem
heutigen Museum am Burghof, wo in den Jahren 1783-1792 ebenfalls als Präzep-
tor der spätere erste badische Prälat und Dichter Johann Peter Hebel gewirkt hatte.

Schellenberg wurde in Dinglingen bei Lahr als Sohn von Philipp Reinhard
Schellenberg (1767-1842) und seiner Frau geboren.'9' Der Vater stammte aus
einer angesehenen nassauischen Pfarrfamilie. Seine Jugend verbrachte Schellen-

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