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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 112
(PDF, 36 MB)
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zurückgezogen hat, offenbar davon abgehalten, in das Emigrantenheer des Bour-
bonen-Prinzen Louis Joseph von Conde überzutreten. Und zum anderen befand
sich „le comte Joseph d'Andlau, der unter Rapps Kommando noch am 28. Juni
1815 vor Straßburg verwundet worden ist" (also noch 10 Tage nach Waterloo), im
Januar 1816 unter Rapps Hochzeitsgästen.42'

Bedeutung der Herren von Andlaw för Bellingen:

1851, also nur zwei Jahre nach Niederschlagung der Revolution in Baden,
schrieb der großherzogliche Gehilfe am Generallandesarchiv Karlsruhe (seit
1837) und spätere Archivrat am Stadtarchiv Freiburg (1854 - 1872) Josef Bader,
der 1824 wegen seiner Zugehörigkeit zur Verbindung „Germania" von der Freiburger
Universität relegiert worden war:

..Für Bellingen aber waren die Andlaus kein Segen. Ganz im Geiste des mittelalterlichen
Junkerlebens erlaubten sie sich vielfache Willkürlichkeiten, gerieten
in Schulden und vergaßen dabei gar oft ihrer Adelsehre. Diese liederliche
Wirtschaft der Ortsherren teilte sich sodann auch der Gemeinde mit, deren Verwaltung
immer leichtsinniger und schlechter wurde, bis das Übel unheilbar war.
Die Geschichte Bellingens liefert uns daher ein getreues Bild von den traurigen
Zuständen der meisten ritterschaftlichen Gemeinden; wobei freilich nicht zu
vergessen (ist), daß die Einwohner von jeher fast alleine auf ihren Rebenbau
beschränkt waren und dem gewöhnlichen Geschicke solcher Weinorte eben auch
unterlagen."43'

Mit Ausnahme des Hinweises auf eine zu leichtsinnige Ansiedlungspolitik 43al
- auf die ich noch zurückkommen werde - belegt Bader seine Vorwürfe nicht.

Da sich Heinz Erich Walter in seiner Bellinger Chronik von 1962 dieser Bewertung
weitgehend anschließt, möchte ich die wichtigsten positiven und negativen
Leistungen derer von Andlaw stichwortartig andeuten, soweit sie in Walters
Chronik behandelt werden. Walter beschränkt sich hierbei im wesentlichen
auf lokale Ereignisse, da zumindest die Bellinger Andlaws erkennbar nicht in
das überregionale Geschehen eingegriffen haben:

- Da auch die Bellinger Bauern durch Frondienste, Steuern und Abgaben ausgebeutet
worden sind, haben auch sie sich 1525 am Bauernaufstand beteiligt.
Dies um so mehr, als die Herren von Andlaw ihr Kollektiveigentum offenbar nie
geteilt haben, so daß 1524 „elf Junker an der Ausnützung des Dorfes beteiligt
waren" (so: Walter S. 62). Der Aufstand brach zusammen. Nachdem die Untertanen
mit ihren Landesherren wegen des Schadensersatzes einig geworden waren
, forderten die Dorfherren zusätzliche Entschädigung: So wurden die Einwohner
von Bellingen durch die Herren von Andlaw um 72 Gulden, die von
Bamlach und Rheinweiler durch den schon erwähnten Johann Jakob von Rotberg
(den späteren Landvogt zu Rötteln) um 200 Gulden und die Einwohner von
Liel durch ihre Herren von Baden um 120 Gulden höher geschätzt.44'

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