http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-02/0118
Abb. 5: Das Raihaus von Bad Bellingen nach dem Umbau 1981/82
Hauptverantwortlich für harte Notzeiten auch in Bellingen dürften vielmehr die
kriegerischen Ereignisse der überregionalen Politik. Epidemien. Mißernten. Überschwemmungen
und Feuersbrünste gewesen sein. Als weitere Ursache mag dann
hinzukommen, daß der Bellinger Ortsadel auch von den Dorfbewohnern gelebt
hat. Eines aber kann man den Bellinger von Andlaw auf jeden Fall zugute halten:
Ihren Bellinger Herrensitz, den sie zumindest seit 1789 ständig bewohnten, haben
sie nie unbescheiden zu einem wirklich herrschaftlichen Schloß ausgebaut. Das
heutige repräsentative Aussehen mit dem schmucken Treppenturm hat dem Gebäude
erst der demokratisch legitimierte Gemeinderat durch den Umbau 1981/82
gegeben (Abb. 4 und 5).
Wie Oswald Meyer berichtet, bewirtschafteten die Bellinger von Andlaw im 19.
und 20. Jahrhundert von hier aus „einen Teil der Bellinger Gemarkung als ihr
Eigentum, bauen neue Ökonomiegebäude, legen einen Schloßgarten an und sind
geachtete Herren im Ort. ehe 1937 (offenbar wegen Fehlspekulationen, so: Walter
S. 87) ihr Besitz versteigert wird."51, Oktav von Andlaw, der letzte Vertreter der
Bellinger Linie, zieht auf Schloß Entenstein in Schliengen, das im September
1857 sein Großvater Friedrich Otto von Andlaw (1811 - 1890). ein Enkel des 1789
nach Bellingen geflohenen Marechal de Camp Friedrich Anton Markus von
Andlaw. ersteigert hatte.5:'
Am 19. Juli 1961 stirbt mit Oktav von Andlaw die Bellinger Linie aus. Der
französische Stamm gedeiht dagegen bis zum heutigen Tage weiter: unter anderem
auf Chäteau Ittenwiller und auf Chäteau Stotzheim in der Nähe der alten
Stammburg Hoh-Andlau.53'
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