Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 127
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-02/0129
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, w enn Sie mir ein paar Zeilen an einen Freund, an
Herrn Fabrikdirektor R. Schell, Hauptpostlagernd Kehl (Baden) senden möchten,
w elcher mir Ihr Schreiben zukommen lassen w ird. Ich danke Ihnen im voraus für
alle Ihre Bemühungen recht herzlich.

Mit alemannischem Gruß
Nathan Katz

Wie wird sich Burte auf diesen treuherzigen Bittbrief hin verhalten haben? Es
liegt leider kein Antwortschreiben vor. Er wird wohl keine Schritte ..bei der zuständigen
Behörde" unternommen haben. Das war übrigens das Klügste, was er
tun konnte, denn eine unüberlegte Fürsprache hätte die Gestapo auf Katzens Spur
bringen können, und es wäre höchstwahrscheinlich um ihn geschehen gewesen. So
hingegen konnte der in Südfrankreich untergetauchte, zuweilen im Versteck lebende
, stets freundlich lächelnde Jude aus dem Sundgau den Zweiten Weltkrieg
unbehelligt überstehen und nach dem Waffenstillstand im Mai 1945 in seine geliebte
Heimat heil zurückkehren.

In Anbetracht seines Wissens und Könnens sowie seines eigenen literarischen
Werkes wurde Nathan Katz eine Stelle als Bibliothekar an der Mülhauser Stadtbücherei
zugesprochen. Zusammen mit seiner Schwester Hortense bezog er eine
gemütliche, in der Habsheimer Straße gelegene Wohnung, war fortan aller materiellen
Sorgen enthoben und konnte sich wieder Schöngeistigem zuwenden, dichterisch
schaffen und als schöpferischer Geist kulturell wirken. Vor allem schrieb er
dann Gedichte und Geschichten in seiner Sundgauer Mundart; er schuf sogar
Übersetzungen aus Werken französischer und englischer Dichter. Er fand umso
mehr Gefallen an seiner Arbeit, als er immer mehr einsah, daß das Dichten in der
Mundart ganz und gar seiner Begabung und Berufung entsprach, was ihm Burte
übrigens immer wieder gesagt hatte.

Als der Colmarer Alsatia Verlag 1958 beim Neudruck seines vergriffenen „Sund-
gäu'*- Bandes weitere mundartliche Schöpfungen seiner gewandten Feder. „Näii
Sundgäu-Gedichter"". hinzufügte und somit seine vollständige Dialektdichtung in
einem einzigen, von Robert Breitwieser und Henri Solveen illustrierten Buch unter
dem Titel ..Sundgäu. O loos da Rüef dur d'Gärte*' herausbrachte, erreichte er den
Höhepunkt seiner lyrischen Potenz wie auch seines Rufs als zeitgenössischer elsässi-
scher Dichter alemannischer Zunge. Da dachte er freudig und dankbar an seinen
ehemaligen Lörracher Mentor, der ihm auf anspornende und erbauliche Weise den
Weg zu den lichten Höhen der unverbildeten, bodenständigen Mundartdichtung
gewiesen hatte. Die gemeinsame alemannische Muttersprache half ihm. eine geistige
Brücke über den Rhein zu schlagen, der in den fünfziger Jahren keine Grenze mehr
darstellte, sondern schon als völkerverbindender europäischer Strom galt. So entschloß
er sich im Juli 1958. mit Burte wieder in Verbindung zu treten, zumal er ihm.
dem alten Freund, seine Frau vorstellen wollte, eine französische Cellospielerin aus
der Normandie namens Francoise Boilly. mit der er sich im März 1948 vermählt
hatte. Also schrieb er ihm. offenbar völlig ausgesöhnt, folgenden Brief:

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