Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 141
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-02/0143
Arbeiten - vergleichsweise und vereinfachend gesprochen - dem irdisch nahen
Bereich zugeordnet waren, lösen sich in einer um 1986 einsetzenden Werkphase
die Skulpturen vom Boden aufsteigend ab und verströmen sich in den Luftraum
über ihr.

Solche Skulpturen entstehen nicht unter der Hand des Bildhauers. Sie entstehen
in einem Arbeitsprozeß, der sich in mehrere Stufen gliedert und in dem ein Team
mit dem Künstler am Werk ist. Mehrere Ideenskizzen verschiedener Ansichtsstandpunkte
sind Grundlage für Konstruktionszeichnungen am Reißbrett.

Dabei wird die bis dahin nur in der Vorstellung existente Figur in viele flache
Dreiecke von unterschiedlicher Gestalt und Größe aufgegliedert und deren Verbindungen
im Raum festgelegt. Dreiecke in dieser variablen Vielfalt sind ein
ideales und geschmeidiges Formmaterial zum Aufbau dieser dynamisch aufsteigenden
Gestaltzeichen. Anschließend werden aus Blech diese Dreiecke, aus denen
die Form sich zusammensetzen wird, ausgeschnitten und an den Kanten miteinander
verlötet.

So entsteht ein erstes Modell, an dem die Statik, das Gleichgewicht, die Windempfindlichkeit
und vor allem die Stimmigkeit der Formen zueinander überprüft
werden, in Hinblick auf die Disposition der Kanten und Rächen, im Verhältnis
ihres räumlichen Nebeneinanders und den sich gegenseitig ausbalancierenden Bewegungen
und Gegenbewegungen.

Symmetrie durchwaltet die ganze Gestalt, ist aber im Einzelnen überall mehr
oder weniger verdeckt. Ihr widersprechen Diagonalbewegungen und lösen eine
sonst zur Starrheit neigende symmetrische Ordnung wieder auf. Dies alles sind
Prinzipien klassischer Kunst, die Sie genau so an Gemälden Raffaels oder Skulpturen
Michelangelos überprüfen können.

Wenn so alles als stimmig erkannt worden ist. wird ein zweites größeres Modell
angefertigt, von dem die Maße dann auf die schweren Stahlplatten der Endausführung
übertragen werden. Dort werden die Kanten miteinander verschweißt und
anschließend so geschliffen und poliert, daß keine Naht und kein aufgetragenes
Schweißmittel mehr zu sehen sind. Das zeigt handwerkliche Arbeit vom Besten
und belegt, daß Hauser eine Gruppe von Handwerkern mit großem Können und
hoher Zuverlässigkeit zur Mitarbeit begeistert hat. So gleicht der Ort. wo solche
Skulpturen entstehen, auch nicht mehr einem Atelier, sondern einer Fabrikhalle
mit tonnenschweren Maschinen und Transportkränen. Was hier entsteht, ist trotzdem
in der Erscheinung filigran und feingliedrig.

Wie aber sind solche bildnerischen Arbeiten verstehbar? Ich möchte dazu zwei
Gesichtspunkte ansprechen:

Zum einen äußerte der Künstler, es interessiere ihn, Formen gegen die Natur zu
setzen, wodurch es möglich würde, Natur neu zu sehen und zu erleben. Formen
gegen die Natur, gemeint aber nicht als Gegnerschaft oder gar Kontrast, sondern
wie der musikalische Kontrapunkt zur Schaffung einer neuen, übergeordneten
Harmonie aus sich ergänzenden Gegensätzen. Dies ist im Skulpturenpark in Rottweil
besonders eindrucksvoll zu beobachten, wenn die spiegelnden Stahlflächen

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