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Abb. 4: Unterhaltung beim Stricken
von: Albert Anker, Strickendes Mädchen
Mädchen ab 10 Jahren zusammenfanden. Im allgemeinen war vorgesehen, daß die
Mädchen an den Vereinlinachmittagen handarbeiteten. Aus Basel berichtet Johanna
von der Mühll. daß die Mädchen für eine arme Familie allerlei Nützliches für
Weihnachten anfertigten. Manchmal wurde auch musiziert. So heißt es in der
Chronik: ..Mit großer Fertigkeit trug das genial angehauchte Buzzi ein feines
Tonstück vor. das eine angenehme Abwechslung in das Geklapper der Lismerna-
deln brachte." 14 Diese Vereinli schufen den Mädchen auch einen gewissen Freiraum
, einen Ort, wo sie sich nicht immer so verhalten mußten, wie es die Erwachsenen
von ihnen forderten. So heißt es weiter: „Geschafft haben wir allerdings fast
nicht die Laus, aber der Mensch lebt doch nicht nur vom Lismen und Häkeln, er
muß doch auch sein Vergnichen haben." 15'
Als eine wahre Idylle beschreibt Ottilie Wildermuth Mitte des 18. Jahrhunderts
das Ausüben der weiblichen Künste: ..Die dem weiblichen Geschlecht zugewiesenen
Arbeiten sind, abgesehen von Nutzen und Notwendigkeit, gar nicht so lästig
und verflachend, wie die emancipierte Frauenwelt sie darstellt, und wer sie um
irgend eines Zweckes willen gänzlich aufgeben wollte oder müßte, würde einen
wesentlichen Reiz des weiblichen Lebens verlieren. Es läßt sich so lieblich
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