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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 171
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-02/0173
Leben und Zeiten des
Kunstmalers Erich Aey

Bernd Boll

Unter den Weiler Künstlern unseres Jahrhunderts gilt Erich Aey als einer der
bedeutendsten. Er wurde als der „Romantiker unter den Malern des Markgräfler-
landes" bezeichnet, dessen Stil Carl Spitzweg. Wilhelm Kaulbach. Hans Thoma.
Adolf Menzel. Caspar David Friedrich. Otto Runge. Ferdinand Hodler und Giovanni
Segantini. außerdem Arnold Böcklin. beeinflußt hätten."

Es ist nun aber mehr als fragwürdig, aus diesen Namen einen kunsthistorischen
Stammbaum für Erich Aey zu konstruieren, dem eine solche flächendeckende
Verortung alles andere als gerecht wird. Denn sie entspringt einem Mißverständnis
, dem die Anbinduns der Lebensumstände des Malers an seine Bilderwelt kein
Thema ist. Die Bilder Aeys in das Pantheon der großen Kunst zu heben, stellt sie
unweigerlich in eine Tradition, vor der sie nicht bestehen können: Daß Aey abseits
der künstlerischen Hauptströmungen des 20. Jahrhunderts malte, erschließt sich
zwar auf den ersten Blick: aber auch eine gelegentliche Anlehnung an die Malerei
des vorangehenden Jahrhunderts bleibt aufs Ganze gesehen ephemer.

Sichtet man dagegen Aeys Gesamtwerk, stößt man auf eine völlig verschiedene
Qualität seiner Arbeit: Er griff die Vorstellungswelt seiner Zeitgenossen auf und
setzte sie als ikonographische Populärmythen in verschiedenen Medien um: Theaterkulissen
. Saaldekorationen. Umzugswagen. Narrenhelgen und nicht zuletzt in
den rund zweitausend Gemälden, die im Lauf seines Lebens entstanden. Indem
seine Bilderwelt jahrzehntelang auf ihre Rezipienten zurückwirkte, beeinflußte sie
ihrerseits deren Imagination und Vorstellung davon, was ein Künstler sei und wie
Kunst zu sein habe. Erich Aey war gewissermaßen ein Designer, der Identifikationsmuster
für das Bewußtsein seiner Zeitgenossen entwarf.

Die Inhalte seiner Bilder, ihre Sujets, entstammen der Tradition, in der er Malen
gelernt hatte: der Bühnenbildnerei. Die war sein Ausgangs- und Mittelpunkt, um
den sich die Motive bewegten, die er auf die Leinwand brachte. Deshalb läßt sich
über seine Bilder nur sprechen und erst recht urteilen, wenn zuvor sein Leben,
seine Arbeit, seine Verflechtungen mit der Welt ausgeleuchtet worden sind.

Nun ist aber Erich Aey nicht recht zu fassen, denn das Material ist dünn, auf das
die Rekonstruktion seines Lebens sich zu stützen hat: Fotos. Zeitungsausschnitte.
Theaterprogrammzettel. Werbematerial. Zeugnisse. Standesamts- und Kirchenbuchauszüge
, wenige und kürzelhafte handschriftliche Notizen, noch weniger -
und weniger faßbare - Äußerungen von Menschen, die ihn kannten.2' Nicht zugänglich
war. was sonst einer Biographie zugrunde liegt: Briefe. Tagebücher.

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