Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
62.2000, Heft 1.2000
Seite: 14
(PDF, 34 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2000-01/0016
Es wird keinen dauerhaften Bestand haben und von der Bildfläche verschwinden.
Wahres Unternehmertum muß allseitig, umfassend und ganzheitlich sein. Nur
wenn Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit in ein adäquates Verhältnis gebracht
werden, kann Kontinuität entstehen. Diese hilft bei der Überwindung von
Krisen und flankiert den unaufhaltsamen Wandel der Wirtschaft.

Die Geschichte der „Brennet" ist der lebendige Beweis dafür, daß im optimalen
unternehmerischen Denken und Handeln Kontinuität und Wandel, Vergangenheit
und Zukunft untrennbar verbunden sind. Wenn ein Baum seine Wurzeln verliert,
trägt er keine Früchte mehr. Das gilt auch für die Wirtschaft. Aber Wachstum
bedeutet immer auch die Überwindung von Schwierigkeiten. Dies zeigt die Geschichte
der „Brennet".

Als Anton Denk gemeinsam mit Carl August Hipp und Joseph Raphael Schenz
im Jahr 1881 die „Mechanische Buntweberei Brennet" gründeten, war die Lage
der hochrheinischen Textilindustrie keineswegs rosig. Heute stellen wir uns diese
Zeit des wirtschaftlichen Aufbruchs, die eine große Anzahl von Firmengründungen
erlebte, als eine Art unternehmerisches Paradies vor. Man brauchte bloß den
Arm auszustrecken, und schon hatte man einen Apfel in der Hand. Fakt ist jedoch,
daß bereits damals viele Textilbetriebe auf der Strecke blieben.

Die Konkurrenz war mörderisch und der Standort Hochrhein im neuen Wirtschaftsraum
des deutschen Reiches ungünstig. Er lag an der Peripherie, so daß die
Wege zu den Rohstoff- und Absatzmärkten weit waren. Die hohen Transportkosten
schmälerten den Gewinn. Die protektionistische Politik der Schutzzölle, die
Ende der 1870er Jahre vehement einsetzte, behinderte den Handel. Im Gegensatz
zu den Schweizer Unternehmern, die am Hochrhein traditionell dominierten, fehlte
es den wenigen deutschen Existenzgründern an Kapital. Das hatte Ursachen in
der fatalen Entwicklung der deutschen Geschichte. Die zahlreichen Kriege und die
Zerrissenheit Deutschlands hatten die Herausbildung eines finanzkräftigen Bürgertums
lange Zeit verhindert oder zumindest erschwert. Zudem herrschte am
Hochrhein auch ein Mangel an qualifizierten Textilarbeitern.

Für alle diese Probleme fanden die Gründerväter der „Brennet" adäquate Lösungen
, die der Firma nicht nur das Überleben ermöglichten, sondern die Fundamente
zu einer demnächst 120jährigen erfolgreichen Arbeit in der Region setzten. Den
Mangel an Kapital machten sie durch Sparsamkeit wert, die geringeren Gewinne
durch Mehrarbeit, die Ungunst des Standorts durch Qualitätsprodukte, die Einschränkungen
der Märkte durch geschickte Verkaufsstrategien. Darüber hinaus
bildeten sie persönlich eine qualifizierte Belegschaft heran, deren Leitungspersonal
sie aus der Textilindustrie um Hof rekrutierten. Noch heute erinnert die Bezeichnung
„Bayerhäuser", die für Werkswohnungen der „Brennet" in Öflingen
verwendet wird, an die damaligen .Fremdarbeiter'. Eigens für sie wurden diese
Häuser erbaut.

Diese Qualifikationsoffensive war den Firmengründern möglich, weil sie das
Textilgewerbe in- und auswendig kannten. Hipp und Schenz hatten die renommierte
Webschule von Heidenheim absolviert, während Denk zum Textilkauf-

14


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2000-01/0016