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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
62.2000, Heft 1.2000
Seite: 43
(PDF, 34 MB)
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„Jetzt geht es ans Eingemachte"

Vor hundert Jahren begann der Siegeszug der Weck-Gläser in Wehr-Ößingen

Roland Kroell

Wenn wir heute in einen Supermarkt gehen, so können wir nach Herzenslust zu
jeder Jahreszeit alle Gemüse- und Obstsorten käuflich erwerben. Vor hundert
Jahren herrschten da noch andere Bedingungen; denn damals galt es als etwas
Außergewöhnliches, wenn man zu Weihnachten noch eingemachte Erdbeeren.
Kirschen, Birnen oder Bohnen im Keller vorrätig hatte. Einer, der die Geschichte
der Hauswirtschaft maßgeblich beeinflußte, war Johann Weck, dessen Name sich
in Form der Weckgläser rund um den Erdball ausbreiten sollte.

Die Vorarbeit zu diesem Welterfolg lieferte der aus Gelsenkirchen stammende
Chemiker Dr. Rudolf Rempel. Er versuchte, in seinem Labor Nahrungsmittel in
Gläsern einzukochen. Mit Gummiring und einem Blechdeckel verschloß er die
Gläser, die er dann in einem Wasserbad kochte. Nach mehreren Versuchen stellte
er fest, daß so das sterilisierte Gemüse für längere Zeit haltbar gemacht werden
konnte. Diese Entdeckung beflügelte Rempel. einen geeigneten Einmach-Apparat
zu entwickeln, was ihm auch bald gelang. Seine neue Erfindung ließ er patentieren
, und schon bald wurden viele Gläser und Einmachtöpfe in aller Herren Länder
versandt. Einer der ersten Kunden war Johann Weck, der gleich voller Begeisterung
einen ganzen Waggon Gläser bestellte. Da Rempels Produktion immer noch
in den Anfängen begriffen war und er durch finanzielle Schwierigkeiten sein
Geschäft nicht vergrößern konnte, sah er sich außerstande, diesen Großauftrag
auszuführen.

Rempel konnte sein Erfinderglück nicht lange genießen, denn von einer schweren
Krankheit erholte sich der Pionier nicht mehr und starb 1893 im Alter von erst
34 Jahren. Durch diese Umstände angeregt, begann sich Johann Weck für die
Einmachidee einzusetzen und kaufte 1895 das „Rempeische Patent", um damit
einen Produktionsbetrieb gründen zu können. Den Obstreichtum Südbadens wußte
der resolute Vegetarier und Naturapostel Weck zu schätzen, und deshalb ließ er
sich in Öflingen bei Wehr nieder.

1897 war es dann so weit, das erste „Weck-Einkochglas" wurde aus der Taufe
gehoben. Zunächst stellte man die Gläser noch im Mundblas verfahren her, was
aber bald durch die zunehmende Auftragslage nicht mehr ausreichte. Durch die
industrielle Massenglasproduktion konnten die benötigten Gläser seriell hergestellt
werden.

Auf einem der ersten Etiketten der Firma Weck zaubert ein Engel die „guten
Sachen" auf den Teller. Das Märchen vom ..Tischlein deck dich" war Wirklichkeit

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