http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2000-01/0102
Auch ein Totentanz
Die Eintragungen im Sterberegister des
evangelischen Pfarramtes Badenweiler von 1661 bis 1900
Johannes Helm t / Walter Küchlin
Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.
Rainer Maria Rilke
Vorwort
Ist es nicht seltsam, daß zu den letzten größeren Arbeiten, die der verdiente
Heimatforscher Johannes Helm zu Ende brachte, auch der nachfolgende Aufsatz
gehörte. Der Titel nimmt Bezug auf die Totentanzfresken in der evangelischen
Kirche in Badenweiler, deren Aussage der Autor über Jahrzehnte hinweg bei
seinen regelmäßigen Führungen ungezählten Einheimischen und Kurgästen nahegebracht
hat.
Als er im September 1995 seine Frau verlor, hat er die schon lange zuvor in
minutiöser Kleinarbeit exzerpierten Kirchenbuch - Unterlagen erneut hervorgeholt
und die fast 10 000 Sterbefälle, die im Kirchspiel Badenweiler zwischen 1661 und
1900 ihren Eintrag in die Kirchenbücher gefunden hatten, unter die Lupe genommen
. Unter seinem kundigen Blick erhielten die nackten Zahlen neue Dimensionen
; er erfaßte sie statistisch und ließ sie in neue Themenbereiche und Sachgebiete
einfließen. Dabei legte er besonderen Wert auf das, was die einzelnen Geistlichen
immer wieder einmal an handschriftlichen Anmerkungen dem Sterbedatum beifügten
. Zusammen mit den Texten der Grabdenkmäler aus der evangelischen Kirche
Badenweilers entstand so ein kultur- und zeitgeschichtliches Gesamtbild, das,
als er es 1997 der Redaktion vorlegte, den Rahmen fast zu sprengen schien. Zu
seinem Leidwesen mußte es zunächst zurückgestellt werden.
Noch auf seinem Krankenlager hat er davon gesprochen, nicht ahnend, daß er
nicht wieder gesund würde. Der vorliesende, leicht gekürzte und um einige stati-
stische Erhebungen geschmälerte Aufsatz war seine individuelle Form der Trauerarbeit
nach dem Verlust seiner lieben Frau und wurde für ihn. ohne daß er es
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