http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2000-02/0129
Johann Peter Hebel
auf Notgeldscheinen der Stadt Schopfheim
Clemens Fabrizio
Mit Beginn des Ersten Weltkrieges am 1. September 1914 brach eine Epoche
an. die in ihrer brutalen Auswirkung für das deutsche Volk von unaussprechlichem
Leid und großer wirtschaftlicher Not geprägt war. Fast zehn Jahre vergingen
, ehe in unserem Land wieder einigermaßen normale Verhältnisse einkehrten.
Der Erste Weltkrieg war wohl am 11. November 1918 zu Ende gegangen, aber der
am 28. Juni 1919 unterzeichnete Friedensvertrag von Versailles brachte den Deut-
sehen alles andere als eine Linderung der Leiden und der Not. Die Repressalien
und die unmenschlichen Forderungen der Siegermächte an Reparationskosten stiegen
ins Uferlose. Deutschland wurde regelrecht ..zerrissen", und große Teile des
Reiches wurden abgetrennt. Industrie und Handwerk lagen am Boden. Mit der
Arbeitslosigkeit, die ständig zunahm und große Armut zur Folge hatte, begann
auch die inflationäre Entwicklung der deutschen Währung. Eine Inflation, wie sie
in diesem Ausmaß noch kein Land der Welt erlebt hatte, begann für das geschla-
gene Deutschland.
Die REICHSDRUCKEREI in Berlin konnte den Bedarf an Münzen und Papiergeld
längst nicht mehr aus eigener Kraft bewältigen. Viele private Druckereien
mussten helfen, um den täglich größer werdenden Bedarf an Mark-Noten zu decken.
Städte. Gemeinden und Vereinigungen religiöser, kultureller und sportlicher Art
gingen dazu über. Geld für den eigenen Bedarf zu drucken. Es gab eine richtige
Schwemme von Städte-Notgeld, von Serienscheinen und Geldscheinen aus allen
möglichen Materialien wie Leinen. Seide. Samt. Leder. Aluminiumfolie u.a.
Im Jahre 1922 wurde der Druck solcher Scheine verboten. Aber der Staat hatte
keine Macht mehr. Es wurde trotz staatlichem Verbot weiterhin, eher noch verstärkt
, privates Notgeld ausgegeben, mehr als Werbung für die betreffenden Gemeinden
und Vereinigungen denn als Zahlungsmittel.
In Schopfheim begann der Druck von städtischem Notgeld kurz nach Beendigung
des Ersten Weltkrieges. Im Dezember 1918 gab die Stadt einen ersten 50-
Pfennig-Schein heraus, der von der Graphischen Kunstanstalt Pfaff in Lahr hergestellt
wurde. Die erste Ausgabe war auf weißem Papier in Grau gedruckt, eine
zweite Ausgabe kam auf grauem Papier in Rotbraun heraus. Die Auflagen waren
nicht sehr hoch. Darum ist dieser erste Schopfheimer 50-Pfennig-Schein relativ
selten und von Sammlern gesucht (Abb. 1 u. 2).
Ein zweiter 50-Pfennig-Schein wurde im Dezember 1919 ausgegeben. Auf der
Rückseite ist eine Markgräflerin abgebildet, die das Stadtwappen in der Hand hält.
Im Hintergrund ist die Alte Kirche St. Michael zu sehen (Abb. 3 bis 5). Auf einem
Teil der Auflage steht an der Mauer rechts aus Hebels Gedicht ..Der Wegweiser*
127
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2000-02/0129