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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 1.2001
Seite: 227
(PDF, 68 MB)
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Friedrich Wilhelm Hitzig:
Abschiedspredigt in Rötteln 1812

Allgütiger! Der Du der Diener Schicksale väterlich leitest, schenke mir Kraft in
dieser schweren Stunde! Auf dieser Stätte habe ich Dir aus vollem Herzen gedankt
, als Du diese Gemeinde mir anvertrautest; an dieser Stätte stehe ich heute
bekümmert und wehmutsvoll, um sie zurückzugeben in Deine Hand und mich zu
trennen von ihr, die mir so treu und lieb war und es auch ewig bleiben wird. O
sende mir Beistand und Kraft, den Schmerz der Trennung zu tragen! Stärke mich
das zu sprechen,wovon mein Herz voll ist und zu vollenden das letzte schwere
Geschäft, das in dieser Stunde mir obliegt. - Amen.

Was ich immer, so lange ich hier war, mit Lust und Freudigkeit des Herzens tat,
von dieser Stätte herab zu Dir, geliebte Gemeinde, zu reden, das fällt heute meinem
Herzen unaussprechlich schwer. Lange schon bangte mir auf diese Stunde.
Ich suchte es mir selbst zu verhehlen und den Gedanken daran zu entfernen. Nun
aber ist sie doch gekommen, diese Stunde. Ich soll, ich muß scheiden von Euch.
Ich soll scheiden von diesem Ort, wo ich die schönsten Jahre meines Lebens
zubrachte, in dem Paradies meiner Jugend, wo ich Freunde so viele fand.

Aus der Mitte von Menschen, von denen ich der Wohltaten so viele genoß, die
mir ihr Herz, ihr Zutrauen und ihre Liebe schenkten. Von diesem Ort, wo mir der
seligsten Freunde im Kreise treuer und edler Freunde so viele wurden, wo die
herrliche Natur Gottes mich so oft entzückte, wo ich unter Tränen Freundesteilnahme
und Trost und in jeder Angelegenheit bereitwillige Unterstützung fand, wo
sie, die (Gott) von mir forderte, wo meine Eltern, Geschwister und meine Kinder
schlafen, bis uns der Morgen der Ewigkeit wieder vereinigt.

O warum sollte es mich nicht mit tiefer Wehmut erfüllen, daß ich nun Abschied
nehmen soll von allem, was bisher meinem Herzen so teuer und heilig war. Zum
letzten Mal soll ich von dieser seligen Stätte zu Euch reden und den letzten Segen
über Euch aussprechen. Daß es nun dem Abschiede gilt von Euch allen, die ich in
meinem Herzen trage, die Ihr durch Eure Freundschaft und Liebe mir das Leben
verschönert, meinen Beruf erleichtert und in meinen Kummertagen meine Tröster
wäret. Da ist sie nun da, die Stunde unseres Abschieds und sie erfüllt mein Herz
mit Trauer und Wehmut. Ich muß gehen, wohin die Vorsehung mich ruft. Verzeihet
mir daher, daß ich der Worte nicht viel sprechen kann. Ihr kennt ja mein Herz,
Ihr wißt, daß ich Euch liebe. Darum lasset uns Trost suchen und betet mit mir zu
Gott, daß er uns gesegnet sein lasse.

Text: Philipper 4,1 „Meine lieben und gewünschten Brüder, meine Freude und
meine Krone. Bestehet also in dem Herrn, Ihr Lieben." Was der Apostel von dem
Herrn rühmt, und was ich, so lange meine Verbindung mit Euch währte, immer
erkannt und tief empfunden habe, das fühle ich auch heute und bekenne es ordentlich
und lege mit diesem Bekenntnis mein Amt unter Euch nieder. Ihr seid meine
Freude und meine Krone. Zugleich drängen sich noch so viele treue Wünsche und

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