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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 1.2001
Seite: 363
(PDF, 68 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-01/0365
Das Pfarrhaus

Pfarrer Ludwig Eisinger

Das alte Röttier Pfarrhaus, das vermutlich nach 1558 erbaut worden war, wurde
1678 vollständig zerstört. Der Krieg, den Ludwig XIV. mit Holland begonnen
hatte, zog sich schließlich auch an den Oberrhein. Verhandlungen mit den kriegführenden
Mächten, die Markgrafschaft als neutrales Gebiet zu erklären, waren
fehlgeschlagen. Schon vor Weihnachten 1677 tauchten die ersten französischen
Soldaten in Kandern auf. In größerer Zahl kamen sie im Januar 1678. Sie gehörten
zu der Armee des Marschalls Crequi. Ende Januar marschierten 4.000 von ihnen,
die unter dem Befehl des Marquis de Bouffiers standen, von Freiburg und vom
Elsaß her ins Markgräflerland. Am 28. Januar 1678 nach Mitternacht rückten etwa
400 Mann vor das Röttier Schloß und beschossen es von der Mühle unter dem
Röttier Weiler her. Die Burg zu stürmen wagten sie jedoch nicht, „weil von dem
Schloß aus Musketen, Doppelhacken und vorhandenen Stücken (Kanonen) tapfer
Feuer auff sie gegeben ward". Darum „lieffen sie furter auff den Weiler und auf
den Kirchhoff' und haben hier außer der Kirche und dem Landschaftshaus (Staffelhaus
) alle Häuser in Schutt und Asche gelegt, unter ihnen auch das alte Pfarrhaus
. „Thumbringen war noch ein Rutsch Wegs und mußte gleichfalls bis auff 13
Häuser herhalten" berichtet am 2. Februar 1678 Landvogt von Gemmingen. (In
Tumringen wurden an jenem Tag 28 Häuser und 22 Scheunen niedergebrannt).

Mit dem Pfarrhaus sind auch die alten Kirchenbücher verbrannt. Da ein halbes
Jahr später auch das Schloß erobert wurde und in der Nacht vom 29./30. Juni 1678
in Flammen aufging, sind vermutlich viele Schriftstücke, die manchen Aufschluß
hätten geben können, für immer verloren gegangen.

Aus späteren Schriftstücken ist nur so viel zu entnehmen, daß das alte Pfarrhaus
westlich oder südwestlich des heutigen gestanden ist, „gegen Thumringen zu,
etwas abheldig, wo heute noch Pfarrgarten ist ob den Reben am Kirchberg".

Auf dem Platz, wo jetzt das Pfarrhaus steht, befand sich das „Amtshaus", das
am 28. Januar 1678 gleichfalls ein Raub der Flammen geworden war.

Nach der Zerstörung des alten Pfarrhauses übersiedelte der Pfarrer in das einzige
verschonte Haus auf dem Chilft, in das „Landschaftshaus" mit den gestaffelten Giebeln
. Dieses Haus, das Versammlungshaus der Landvertreter, hatte seine Aufgabe
erfüllt, nachdem die Hohen Ausschüsse 1668 unwirksam geworden waren. Seine Lage
hat Leutrum wie folgt beschrieben: „Es stoßet einerseits an die ,Höfwäld' (oder ,Höf),
wo ehedessen das Amtshaus, die Landvogtei (schon seit 1511) gestanden, welcher
Platz anjetzo dem Pfarrer für 100 fl verkauft worden ist, ein Haus darauf zu setzen -
anderseits an die Landstraß, an Reben, der Kirchler genannt."

Es waren noch keine 10 Jahre vergangen, da standen - im sogenannten Pfälzer
Erbfolgekrieg - die Franzosen schon wieder im Land. Nach einer Notiz im GLA
(229/88470 aus dem Jahre 1696/1697) war Pfarrer Pannifex zu Rötteln bereits seit

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