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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 2.2001
Seite: 18
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-02/0020
Woher kommt der Ortsname Grenzach?*

Erhard Richter

Die meisten deutschen Ortsnamen auf -ach sehen auf sermanisch aha (= Gewäs-
ser) zurück, so dass man den Ortsnamen Grenzach früher stets mit dieser Endung
in Verbindung gebracht hat. Deshalb stößt man auch immer wieder auf Deutungen
wie „Bach des Granzo"1' oder ..Bach an der Grenze". Diese Ableitungen sind aber
aus folgenden Gründen völlig abwegig:

Grenzach liegt an keinem größeren Bach, und der etwa 50 cm breite Talbach
kam für die Namengebung nicht in Betracht, da althochdeutsch „aha" nur größere
Hauptbäche bezeichnete, während die kleinen Nebengewässer stets „Bach" genannt
wurden.

Der 1275 erstmals urkundlich erwähnte Ortsname Grenzach kann auch nicht mit
„Grenze" in Verbindung gebracht werden, da die aus russisch-polnisch „granica"
im 13. Jahrhundert im preußischen Ordensland entstandene Bezeichnung erst im
15. Jahrhundert im Westen als Fremdwort übernommen wurde. Durch Luther ist
dann „Grenze" im 16. Jahrhundert gemeindeutsch geworden und an die Stelle von
germanisch „Mark" getreten.2' Außerdem wird der Ortsname Grenzach mundartlich
im Anlaut mit Ch gesprochen, was nur von einem ursprünglichen K herrühren
kann. Bis in jüngste Zeit herrschte übrigens die K-Schreibung vor (noch 1804:
Krenzach).

Diese Überlegungen und die beiden nachgewiesenen größeren römischen Niederlassungen
weckten nun die Vermutung, dass es sich bei diesem Ortsnamen um
einen römischen äcum-Namen handeln könnte. Zahlreiche Ortsbezeichnungen im
ehemals römischen Gebiet gehen nämlich auf diese Namen zurück und enden
heute im Deutschen zumeist auf -ach, wie z. B. Breisach oder Kreuznach. Dieses
-äcum ist die neutrale Form von -äcus, das an römische Personennamen angehängt
wurde, wodurch diese den Charakter eines Eigenschaftswortes bekamen. Zusammen
mit dem Hauptwort „fundus" (= Gut) bezeichneten die so gebildeten Namen
ein Gut. das der betreffenden Person gehörte. „Fundus Lauriacus" bedeutete also
soviel wie „Gut des Laurius". Das zugehörige Hauptwort „fundus" wird dann in
der Regel weggelassen und dem gekürzten Namen neutrales Geschlecht gegeben.
„Lauriacum" steht also dann für „fundus Lauriacus".

Um die These von der römischen Herkunft des Ortsnamens Grenzach zu beweisen
, musste natürlich ein römischer Personenname nachgewiesen werden, der zu-
sammen mit der Endung -äcum die Urform des Namens ergeben könnte. Zum
Glück fand sich nun ein solcher Personenname, nämlich Carantius. der durch die
Endung -äcum zu „Carantiacum" (Gut des Carantius) wurde.4' Dieses „Carantia-
cum" veränderte sich dann infolge der althochdeutschen Lautverschiebung und
des i - Umlauts völlig lautgesetzlich zu „Cherenzach". und dann zu „Chrenzach"

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