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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 2.2001
Seite: 35
(PDF, 34 MB)
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griff noch einmal auf den Formenschatz früherer Zeiten zurück. An den völlig
ungotisch proportionierten Fenstern wurde das gotische Hohlkehlenmotiv in verfremdeter
Form aufgenommen. Der Mittelrisalit besitzt Rundbogenfenster, die
man allgemein mit Renaissance in Verbindung bringen kann. Sie besitzen die um
1900 so beliebten diamantierten Schlusssteine. Der schiefergedeckte Dachaufbau
darüber mit dem Mansardenfenster macht Anleihen bei der französischen Architektur
. Beim Farbfenster des Treppenhauses wurde dem Jugendstil eine Konzession
gemacht. Wie schon das Grenzacher Rathaus/Schulhaus von 1838 wurde der
Bau vom Treppenhaus in der Mittelachse her erschlossen. Modern war damals die
durch den südlichen Wohnanbau entstehende Asymmetrie des Baues.

Auf eine wohlausgewogene Asymmetrie war z. B. auch der Architekt des Mehrfamilienhauses
Markgrafenstraße 42 (Zöllnerw ohnhaus ) bedacht, der noch einmal
ganz unverbindlich und reichlich trocken mit historischen Formen laborierte, so
wie das auch beim Zollamtsgebäude an der Grenze und dem (abgebrochenen)
alten Postamt in Grenzach geschah. (Alle diese Bauten um 1900.)

1900 bis 1914

Nach 1900 galt die Symmetrie, die Beachtung strenger Bauachsen bei vielen
Architekten als überholt. Man baute nun „von innen nach außen''. Das bedeutete,
dass man ohne (allzu große) Rücksicht auf eine regelmäßige Außenansicht das
Raumprogramm entwickelte. Man schätzte das so gewissermaßen organisch
entstehende malerische Erscheinungsbild des Baues und legte Wert auf die Ables-
barkeit des Innern am Äußeren, wofür vor allem die Differenzierung der Fenstergrößen
, -formate und -formen wichtig war.

In der Markgrafenstraße können wir den Umschwung an zwei gegenüberliegenden
Häusern gut beobachten. Das gleich zu Beginn des Jahrhunderts
entstandene Haus Nr. 41 ist noch ganz traditionell symmetrisch angelegt. Das
Haus Nr. 44 von 1911 verzichtet auf Regelmäßigkeit zugunsten eines lebendigen,
malerischen Erscheinungsbildes.

Behaglichkeit des Wohnens wurde im Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg liebevoll
architektonisch ausformuliert: Tief heruntergezogene Dächer bieten Geborgenheit
, nischen- oder loggienartige Hauseingänge wirken einladend. Fenstererker
. Lauben. Balkone intensivieren die Beziehung zwischen Innen und Außen.
Bossen werksockel bringen zum Ausdruck: My home is my Castle. Fach werk oder
Verschindelungen signalisieren Ländlichkeit. Nicht mehr die repräsentative Stilvilla
war begehrt, sondern das vom englischen ..country life"' inspirierte Landhaus.

Das Wohnhaus Bertlingen Nr.2 („Haugsche Villa") von 1909 zeigt die Tendenzen
der Zeit, obwohl es kein reinrassiges Landhaus im Sinne etwa des damals
tonangebenden Hermann Muthesius ist (Abb. 13). Noch einmal erscheinen historisierende
Motive: die Hohlkehlen an den Fenstern (Mittelpfosten später entfernt)
und sogar der Kielbogen der Spätgotik, aber die Fenster sind nun ganz unter-

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