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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 2.2001
Seite: 116
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-02/0118
Erinnerung an die Beschlagnahme von Wohnungen
in Grenzach 1948 durch die französische Besatzungsmacht

Julius Kraus

Im Januar 1948 zog ich mit meiner Familie von Weil am Rhein nach Grenzach.
Unsere Wohnung am Hornrain lag wenige Schritte von der seinerzeitigen Dienststelle
der französischen Polizei entfernt, die im Büro von Architekt Kern untergebracht
war.

Wie viele andere ehemalige Offiziere der deutschen Wehrmacht musste ich
mich immer wieder bei dieser Polizei melden. Nach Überprüfung der Personalien
durfte man wieder gehen. Es ist mir erst später klar geworden, welche Bedeutung
diese persönliche Überprüfung für die Franzosen hatte, als ich mit folgenden
Ereignissen konfrontiert wurde.

Eines Tages rief mich nämlich das Bürgermeisteramt Grenzach in der Firma
Hoffmann-La Roche, wo ich beschäftigt war, an. Es wurde mir kurz und bündig
erklärt, ich müsste meine Wohnung am Hornrain bis um 14.00 Uhr räumen, da sie
von den Franzosen beschlagnahmt sei. Weitere Beschlagnahmen würden folgen.
Das war für mich natürlich eine böse Überraschung.

Ich ging sofort nach Hause und unterrichtete meine Frau von der Beschlagnahme
, und wir begannen sofort zusammenzupacken, was uns in der kurzen Zeit
überhaupt möglich war. Wir sahen aber schnell ein. dass alles Packen und Abtransportieren
im Grunde sinnlos war.

Da kam mir plötzlich die Erinnerung an einen Brief, den ich wenige Tage
vorher erhalten hatte. In diesem wurde ich in eindeutiger Weise aufgefordert,
gegen die Franzosen eine Widerstandsbewegung aufzustellen. Es war ein anonymes
Schreiben. Mir wurde sofort klar, dass der oder die Absender unverbesserliche
Leute waren, die sich einfach nicht mit dem verlorenen Krieg und der Besatzung
abfinden wollten. Für mich war es ein Rätsel, wieso sie gerade auf mich
kamen. Es ist nicht auszudenken, welche Folgen eine Widerstandsbewegung für
die Bevölkerung gehabt hätte.

In dieser Situation gab es nur eine Antwort: dies musste auf jeden Fall verhindert
werden, doch den Franzosen wollte ich aus naheliegenden Gründen das belastende
Schreiben nicht direkt übergeben. Den gefährlichen Brief hatte ich dann
dem damaligen Landrat Dr. Graser nach Lörrach gebracht mit der Bitte, die Franzosen
zu informieren, was er mir auch zusagte.

In Erinnerung an diesen Vorfall fasste ich jetzt in dieser prekären Situation den
Entschluss, nach Lörrach zu fahren und zu versuchen, den französischen Kommandanten
zu erreichen. Nach einigem Hin und Her wurde ich zu ihm vorgelassen
. Er herrschte mich unfreundlich an und fragte, was ich von ihm wollte. Ich

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