Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 2.2001
Seite: 145
(PDF, 34 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-02/0147
Zu tauschen Reitstiefel mit Sporen gegen Brennholz

Nachkriegsjahre am südlichen Oberrhein
bis zum Wandel durch die Währungsreform

Ursula Huggle und Peter Fäßler

..Rolf Pf., ein zwölfjähriger sehr begabter Junge, konnte seit Beginn der feuchtkalten
Jahreszeit nicht mehr die Schule besuchen, da er keine Schuhe mehr hat. Er
muß sich mit seiner Schwester den ganzen Tag über in einer engen fensterlosen
Küche aufhalten; Familie B.. sechs Personen, hat eine Waschküche als einzigen
Wohnraum. Vater noch in Kriegsgefangenschaft. 2 Kinder dauernd krank; bei
einem Hausbesuch bei der Familie D. wurde wahrgenommen, daß die Mutter und
sechs Kinder einen einzigen Teller ganz dünner Suppe als einziges Mittagsmahl
hatten. Brot und Kartoffel waren ausgegangen." Diese Einzelfälle aus Berichten
Freiburger Fürsorgerinnen beinhalten die ganze Spannbreite des Elends der Bevölkerung
in der Nachkriegszeit: Hunger. Wohnungsnot. Sorgen um den Verbleib
von Angehörigen. Hinzu kamen bitterste Armut von Ausgebombten. Kriegerwitwen
und Waisen, problematische Entnazifizierungsverfahren, schwierige Arbeitsverhältnisse
und ein naturgemäß ambivalentes Verhältnis zur französischen Besatzungsmacht
. Die Aufzeichnungen des Lörracher Kreisschulrats Friedrich Kuhn,
der für die Franzosen ..Stimmungsberichte" abfasste. geben ein sprechendes Bild
der Lebensverhältnisse nach Kriegsende. Nicht die Kriegszeit blieb als „dunkelste
Zeit" in der Erinnerung haften, sondern die Jahre zwischen 1945 und 1948. Und
dann setzte mit der Währungsreform ein Wandel ein. die Lage entspannte sich und
mündete in das vielgepriesene „Wirtschaftswunder". Die Entwicklung von der
Nachkriegsnot bis zur Währungsreform sowie deren Auswirkungen für die badische
Bevölkerung soll Thema dieses Rückblicks sein.

Niederlage für die Einen, Befreiung für die Anderen

Kaum ein Ereignis hat im Nachhinein in unserer Region so viele Diskussionen
ausgelöst wie die Sichtweise des Kriegsendes und des Einmarsches der Franzosen.
Bedroht gefühlt hatten sich alle, mit Sorgen sahen sie der Zukunft und dem Leben
unter der Besatzungsmacht entgegen. Von Norden her zog die Armee unter General
Jean de Lattre de Tassigny entlang des Oberrheins in Richtung Südschwarzwald
. Freudenstadt wurde am 17. April besetzt. Freiburg am 21. und Lörrach am
24. April 1945. Was danach kam. beschrieb eine junge Frau bereits geradezu
visionär im Januar 45: „Unsere ganze Existenz wird vernichtet, unsere Städte und
Dörfer werden ausgebrannt und vernichtet, die Dörfer mit Städtern überfüllt und

145


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-02/0147