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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 2.2001
Seite: 159
(PDF, 34 MB)
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Ein reiches Kulturleben hatte sich am Hoch- und Oberrhein entwickelt, in Lörrach
. Weil. Schopfheim. Zell und Grenzach. Die in Lörrach beheimatete ..Dreiländereckbühne
" bot im Dezember 1946 ein reiches Programm: ..Der Reisende ohne
Gepäck*' von Anouilh. ..Helden" von Bernard Shaw und ..Das Sternenkind" von
Heinze-Mansfeld. ein vielfältiges und nicht nur auf französische Autoren beschränktes
Angebot. Die Kinder wurden auch nicht vergessen, für sie wurde
..Hänsel und Gretel" von .Xilos Märchenbühne'* in Szene gesetzt. Es wurde wirklich
alles getan, um die hungernde und frierende Bevölkerung aufzumuntern, was
allerdings in den frostigen Zuschauerräumen nicht ganz einfach war. Außer zahlreichen
Konzerten organisierte man im ganzen Kreis auch noch Weihnachtsfeiern.
Neben den Veranstaltungen der Volkshochschule stieß ein ..sehr interessanter"
Vortrag von Dr. Schmidt aus Basel über die deutsche und die französische Malerei
des 19. Jahrhunderts auf große Resonanz.

Eine ungewöhnliche Reaktion zeigte das Publikum des Kreises Lörrach bei
einem Konzert, das von der Klassik bis zum Jazz reichte. Während der junge
Violinist geradezu enthusiastischen Beifall erntete, hat die Jazzmusik offenbar nur
einen Teil der Zuhörer begeistern können. Es gab aber auch Städte, in denen der
Jazz einen triumphalen Siegeszug erlebte, z. B. in Konstanz.

Nicht alle Vereine wurden gleich wieder zugelassen, einigen erteilte man nur
eine provisorische Erlaubnis. Etwas suspekt erschienen der Besatzungsmacht
manche Gesangvereine, hatten sie doch das ..deutsche Lied" und das Deutschtum
besonders gepflegt. Beim Gesangverein Langenau und den Musikvereinen Istein
und Endenburg wollte man erst einmal die rechte Gesinnung prüfen. Ebenso beim
Hebelbund Lörrach, der durch den Schriftsteller Hermann Burte und seine völkisch
-nationalistischen Schriften bei der Besatzungsmacht in Misskredit geraten
war. Johann Peter Hebel schätzte die Militärregierung dagegen und ließ sein Gedicht
..Die Wiese" sogar übersetzen: ..Salut ä toi. ö charmante fille du Feldberg ..."
Auch die Hebeltage fanden 1946 schon wieder statt, während sich der Hebelbund
erst ein paar Monate später neu bilden durfte. Ein wichtiger Schritt zur Normalität
bildete übrigens der Hebel-Tag 1947. Erstmals durften die Schweizer wieder in
größerer Zahl über die Grenze nach Lörrach kommen. Und sie brachten wie
selbstverständlich tonnenweise Lebensmittel mit für ihre Freunde. Bekannten und
Verwandten!

Andere Vereine hielt man für unverdächtig und ließ ihre Aktivitäten bald wieder
zu. Rechtzeitig vor Weihnachten 1945 durften sich die Mitglieder folgender Vereine
wieder versammeln: der Männer- und Frauenchor von Schopfheim, die Gesangvereine
von Eimeidingen. Wittlingen. Tegernau und Herten, die Zithervereinigung
Brombach-Hauingen und der Motettenchor Lörrach.

All diese Vereine bestanden auch nach der Währungsreform weiter. Die übrigen
kulturellen Aktivitäten erlitten danach einen abrupten Abbruch, denn jetzt wurde
das Geld für die lange entbehrten Waren oder für die Fortbildung verwendet. All
die Bemühungen der Franzosen verpufften; der Siegeszug der angelsächsischen
Kultur war nicht mehr aufzuhalten.

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