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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
64.2002, Heft 2.2002
Seite: 21
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2002-02/0023
des alten Turmes und war nicht mit den Vorteilen eines neuen zu überzeugen.
Auch Pfarrer Irion war ein Befürworter der Erhaltung des alten Turmes: so meinte
er, dass das ..kolossalische Gebäude*' des Turmes, das von der Dachspitze der
Kirche an gerechnet wohl dreimal so hoch ist als das Langhaus, nicht geändert,
sondern höchstens von außen durch einen Anstrich erneuert werden müsste. Am
10. Juli 1824 kam vom Ministerium des Innern in Karlsruhe erneut ein Schreiben,
in dem unmissverständlich klargemacht wurde, dass die begehrte Wiederherstellung
des alten Turmes nicht gestattet werden könne, sondern darauf bestanden
werden müsse, dass nach dem erstatteten Gutachten mit dem neuen Turmbau
fortgefahren werde. Es ist die Stadt Kandern anzuweisen und nachdrücklich abzumahnen
von jeder weiteren Stellungnahme, wodurch der dringend notwendige
Kirchenbau verzögert wird. Abstand zu nehmen. Erst am 23. August 1824 kam
dann die erlösende Nachricht, dass die Stadt Kandern sich zu allem bereit erklärt
habe, was wegen des Kirchturmes von ihr gefordert wurde. Sie wolle ihn bauen
und künftig unterhalten. Zum 1. Dezember 1824 wurden die Bauarbeiten für insgesamt
15 400 fl. ausgeschrieben und im Anzeigeblatt veröffentlicht. Den Zuschlag
erhielt Maurermeister Joseph Schmidt aus Geißlingen bei Jestetten für
12 770 fl., wobei ihm noch die Materialien der alten Kirche überlassen wurden.
Zimmermeister Johann Fingerle aus Haltingen half ihm bei den Arbeiten. Ein
weiteres Gebot des Kanderner Schreinermeisters Stephan Wetterer für 12 670 fl.
wurde abschlägig beschieden.

Bis der 1720 angebaute Teil der alten Kirche auf dem neuen Friedhof als Kapelle
wieder aufgebaut war, welches der hiesige Maurermeister Johann Georg Köbel
für 416 fl. erledigte, wurde der Gottesdienst in der nahen Schulstube gehalten.
Übrigens kam auf diese Weise der Taufstein aus dem Jahre 1726 aus dem alten
Gotteshaus über die Friedhofskapelle in die katholische Kirche in Kandern und
dient dort als Weihwasserbecken.

Die letzte Predigt in der alten Kirche hielt Pfr. Irion am 4. April 1825. Die
Glocken wurden am 29. April um 11 Uhr zum letzten Mal im alten. 90 Schuh
hohen Turm geläutet. Die Glocken wanderten dann vorübergehend in einen Notturm
, der am Marktplatzbrunnen aus zwei Tannen errichtet worden war. Beim
Abbruch des Anbaus, welcher bekanntlich jetzt die alte Friedhofskapelle ist, verunglückte
der Kanderner Maurer Matthias Heß und starb einige Tage später. Er
hinterließ Frau und Kinder. Der alte Turm wurde untergraben und mit Pfosten
unterstellt. Am 7. Mai 1825 hat man diese dann durchbohrt, mit Pech und Stroh
überkleidet und ungefähr um 6 Uhr morgens, von vielen Zuschauern beobachtet,
angezündet. Zur Vorsicht wurden zwei Feuerspritzen aufgestellt; das Holz brannte
schnell und schon nach zehn Minuten schlugen die Flammen oben zum Turm
hinaus. Dann stürzte er in sich zusammen. Nach sämtlichen Abbrucharbeiten
konnte nun endlich mit dem langersehnten Neubau nach den von Kreisbaumeister
Christoph Arnold gefertigten Plänen begonnen werden.

Arnold wurde am 1. Juni 1779 in Karlsruhe geboren und gehörte zu den bedeutendsten
Schülern seines Vetters Friedrich Weinbrenner. Er wirkte zunächst als

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