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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
64.2002, Heft 2.2002
Seite: 22
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2002-02/0024
badischer Bauinspektor in Freiburg, dann in Heidelberg, zugleich als Professor für
Architektur an der Düsseldorfer Malerschule. Erwähnenswert ist auch besonders
sein Eintreten für die Abteikirche St. Blasien. Der letzte Fürstabt bemerkte dazu:
„Der Verwendung dieses lutherischen Baudirektors ist die Erhaltung der machtvollen
Kirche zu verdanken."

In Kandern entsteht ein rechteckiger Kirchenbau mit Satteldach, der an der
Vorderfront von einem quadratischen Turm mit Pyramidendach überragt wird.
Die Eingangsfassade wird durch einen hohen, in gedrückter Rundung abschließenden
Bogen mit reicher Fensterarchitektur geschmückt. Die Langhauswände
sind durch je vier große rechteckige Fenster und ein Seitenportal im Erdge-
schoss, je fünf rechteckige Fenster im ersten Emporengeschoss und je fünf halbrunde
Fenster im zweiten Emporengeschoss gegliedert. Die Doppelemporen
werden von Rundsäulen mit Kapitellen getragen. Die Kanderner evangelische
Stadtkirche gilt somit als bedeutendes, im typischen Weinbrennerschen Klassizismus
erbautes Kirchengebäude. Sie wirkt zwar etwas nüchtern, wie die Frömmigkeit
jener Aufklärungszeit, ohne bunte Glasfenster, aber doch sehr stilvoll und
dem heiligen Zweck würdig. Diese Kirche war eines der letzten Bauwerke, an
dem Weinbrenner mitwirkte, da er im Jahre 1826 in Karlsruhe starb und somit die
Einweihung in Kandern nicht mehr erleben durfte. Wer die große ev. Pfarrkirche
zu Karlsruhe oder das dortige Gebäude der „Münze" einmal besichtigt, wird die
Ähnlichkeit des Weinbrennerschen Stils bemerken.

Für sämtliche Bautätigkeiten gaben 69 hiesige Bürger freiwillig Gelder, die den
Betrag von 202 fl. 30 kr. ausmachten. Der Architekt Paul Bayer aus Emmendingen
leitete den Neubau. Beim Ausheben der Fundamente kamen immer wieder
Knochen und Gerippe zum Vorschein, die in eine zuvor hinter dem alten Schulhaus
sowie auf der Seite des Schreiners Reichert Haus ausgehobene Grube kamen.
Am Mittwoch, dem 29. Juni (Peter u. Paul), wurde der Grundstein zur neuen
Kirche gelegt. Er befindet sich an der nächsten Ecke zur Löwenapotheke hin,
ungefähr dort, wo früher der alte Turm stand, und trägt die Inschrift: „Gegründet
im Jahre 1825". Bei dieser feierlichen Handlung unter großer Beteiligung der
Einwohner wurden folgende Gegenstände in den Grundstein gelegt: jeweils ein
badischer Kronentaler, Zweiguldenstück. Einguldenstück. Sechsbätzner, Sechskreuzerstück
und Halbkreuzerstück aus dem Jahre 1824 sowie in Naturalien: eine
Flasche Kanderner Wein vom Jahre 1822. in welchem ein sehr guter Wein gewachsen
war, gestiftet vom Stabhalter u. Hintermüller Friedrich Kammüller, eine
Flasche Öl. eine Flasche Weizen. Ferner kam noch ein auf Pergament geschriebenes
Schriftstück in den Grundstein, das von Altbürgermeister Kaspar Müller, Blumenmüller
in Kandern, verfasst war. Es enthielt die Namen der kirchlichen und weiflichen
Behörden jener Zeit, die gewerblichen und gesellschaftlichen Verhältnisse der Stadt
Kandern, ein Verzeichnis der Einwohner sowie noch einige geschichtliche Notizen der
damaligen Zeit.

Ein überaus schöner, regenarmer Sommer begünstigte die weitere Bautätigkeit, wobei
viele Baumaterialien wie Kalk, Sand und Ziegel am Ort vorrätig waren. Die

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