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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
64.2002, Heft 2.2002
Seite: 82
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2002-02/0084
rühmte Josef Dürrn. Geheimrat und Professor an der Technischen Hochschule in
Karlsruhe, seit 1887 oberster Baubeamter des Großherzogtums, schenkte den Lörrachern
das wohl schönste Neurenaissancebauwerk in unserer Ecke, das Bezirksamt
in der Bahnhofstraße, heute Polizeirevier, und zwischen zwei Tiefgarageneinfahrten
in denkbar herabwürdigender Umgebung. Der ganz mit Naturstein, im
Sockel mit Buntsandstein, sonst einem schönen gelben Trias-Sandstein unbekannter
Herkunft8' verblendete Bau ist eher eine Art villa suburbana des Cinquecento
als ein sich auf Rathäuser oder ähnliche öffentliche Bauten der Renaissancezeit
beziehendes Bauwerk und zeigt wiederum ein ganz anderes Gesicht als die bereits
behandelten Bauten. Man sieht: Die Vielfalt des Stilvorbildes Renaissance ist
überwältigend: aber auch der Einfallsreichtum der historisierenden Architekten
des 19. Jahrhunderts bei der Verwertung der Vorbilder verdient großen Respekt.

Dürrn (1837-1919) schöpfte aus dem Vollen. Schon als Student hatte er sich -
unter anderem angeregt durch Jacob Burckhardts Schriften - für die Renaissance
begeistert und bereits 1875 den Plan für Karlsruhes Neurenaissance-Festhalle vorgelegt
. Sein grundlegendes Werk über die Baukunst der Renaissance9' (1902) lässt
erkennen, wie er unermüdlich beobachtend, zeichnend, vermessend in Italien unterwegs
war. Das Bezirksamt (Abb. 5 ) ist keine Kopie, nicht einmal eine Variation
eines bekannten Renaissancegebäudes, sondern ein Bau, bei dem verschiedenste
Anregungen in großer Freiheit verarbeitet und zu einem überzeugenden Ganzen
verschmolzen wurden. An ein konkretes Vorbild muss man bei den Rundbogenfenstern
der Eckrisalite denken. Sie erinnern deutlich an die Fenster des venezianischen
Palazzo Vendramin-Callergi (s. Abb. 3). Der Dekor ist nobel; feine Friese
und Profile, anmutige Girlanden beleben ebenso wie die vielgestaltige Rustizie-
rung der Sockel- und Erdgeschosszone die keinesfalls überladene Fassade. Diese
ist sehr repräsentativ, verzichtet jedoch auf einschüchternde Machtsignale, wie sie
bei Behördenbauten der Jahrhundertwende durchaus beliebt waren. Dürrn war der
große Neurenaissancespezialist, war aber auch Meister der anderen Stile. In
Schopfheim baute er z. B. fast gleichzeitig mit dem Bezirksamt die evangelische
Kirche im Stile der Frühgotik: in Badenweiler wie in Freiburg (Johanneskirche)
qualitätvolle neuromanische Kirchen.

1898/99 kam bei einer bürgerlichen Villa am damaligen Stadtrand, dem Haus
Luisenstraße 5. eine ganz andere Art von Renaissance zur Geltung.10' Im neuen
Reich wurde - bei der nationalen Begeisterung jener Zeit kaum verwunderlich -
bald auch die deutsche Renaissance zum Stilvorbild. Das Haus bringt im Zwerchgiebel
und an der Portalrahmung der Hofdurchfahrt etwa Formen, wie man sie bei
fränkischen Bauten der Renaissancezeit sehen kann, beispielsweise bei den Rathäusern
von Sulzfeld und Marktbreit. Auffallend ist, dass auf die damals übliche
Natursteinverkleidung verzichtet wurde. Deutsche Renaissancevorbilder lehrten
wieder den Kontrast von Werkstein und hellem Putz schätzen.

Noch zwei weitere der Renaissance verpflichtete Bauten sollen erwähnt werden.
Die ehemalige Bezirks- und Wasserbauinspection von 1896 in der Wallbrunnstraße
(heute Vermessungsamt) gehört zu den in den Neunzigerjahren so überaus

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