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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
64.2002, Heft 2.2002
Seite: 96
(PDF, 32 MB)
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Eine Zeit lang beherrschte das Bauen von „innen nach außen" das Feld, auch bei
so manchen Jugendstilbauten, blieb aber, wie wir auch in Lörrach feststellen können
, nicht unangefochten. Schon 1910 konnte man etwa in der Zeitschrift „Deutsche
Kunst und Dekoration"3" Angriffe gegen diese malerische Architektur lesen:
„Die schlichte, glatte Mauer ist verpönt, ... die unmöglichsten Fenster werden
ersonnen, das Dach wird willkürlich herabgezogen. ... der Baukörper vielfach
geknickt, ... dort (werden) Erker ... angeflickt."

Gegen das „Bauen von innen nach außen" wandte sich z. B. der viel beachtete,
seit 1907 in Karlsruhe wirkende Friedrich Ostendorf321 (1871-1915). Er schuf, wie
immer mehr Architekten seiner Zeit, eine wieder zum Klassizismus tendierende,
das Prinzip der Symmetrie rehabilitierende Architektur. (Pläne von Muthesius
zeichnete er in seinem Sinne um, um zu zeigen, dass eine strengere Ordnung
Zweckmäßigkeit und Wohnlichkeit nicht verhindert.) Die Wendung zum Klassizismus
war einerseits im Sinne der rückwärts gewandten „Um 1800-Bewegung",
andererseits stand sie auch im Zeichen der sich anbahnenden modernen Versachli-
chungstendenz. Neben dem Haus Gabriel (s.o.) in der Markus-Pflügerstraße steht
kontrastierend ein wieder streng symmetrisches, villenartiges Wohnhaus (Nr. 14)
im Stile des späten 18. Jahrhunderts. Am anderen Ende der Stadt bekennt sich das
ein bisschen mit dem Jugendstil sympathisierende Wohnhaus Zeppelinstraße 44
ebenfalls zur konsequenten Symmetrie. Die beiden Beispiele mögen genügen, um
zu zeigen, dass das „Bauen von innen nach außen" auch bei uns nicht die Alleinherrschaft
angetreten hatte.

Modern war damals auch das Vorgehen der Architekten, die den Historismus
des 19. Jahrhunderts zu überwinden trachteten, dabei aber in freier Form Motive
der überkommenen heimischen Architektur in ihre Baukunst einbezogen. Als
Meister dieser Heimatstilkunst war vor allem der 1902-07 in Stuttgart lehrende
Theodor Fischer (1862-1938) geschätzt. Mit damals viel bewunderter Freiheit
löste er sich von der Neostilarchitektur, griff aber bei seinen Bauten bewusst auf
die regionale Tradition zurück und integrierte Einzelheiten der heimatlichen Architektur
in seine Bauten, die sich durch Schlichtheit und malerische Erscheinung
auszeichneten. Um noch andere Beispiele zu nennen: In Freiburg lässt sich bei
Bauten des frühen 20. Jahrhunderts die Einbeziehung von Schwarzwaldhausmotiven
mehrfach konstatieren.33' Der Augenschein spricht überzeugend dafür, dass
der Architekt des Hans-Thoma-Gymnasiums ebenfalls in diesem Sinne arbeitete.
So wie Th. Fischer z. B. bei seinem Kasseler Landesmuseum Motive hessischer
Rathäuser und Schlossbauten aufgriff14', spielte der Architekt des Hans-Thoma-
Gymnasiums beim Turmaufbau sehr genau auf die (für den Weinbrennerstil typische
) Pyramide des Turms unserer evangelischen Stadtkirche (vielleicht auch auf
die Bauten am Burghof) und beim Halbwalm des Mittelrisalites auf die Dachform
des Schwarzwaldhauses an (Abb. 17). Dessen großes, so sinnfällig bergendes
Dach, verbunden mit dem Motiv des darunter Schutz findenden breiten Holzbalkons
, treffen wir auch bei der „ Villa Elben'1 am Hünerbergweg an (Abb. 15).

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