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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
64.2002, Heft 2.2002
Seite: 141
(PDF, 32 MB)
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hatten schon Jahrzehnte zuvor die Handelsströme verstärkt in nationale Bahnen
gelenkt.8' Die Entwicklung nach 1914 war qualitativ jedoch etwas Neues. Seit
dieser Zeit bekamen die Grenzen für die Menschen selbst trennenden Charakter.
Vor dem Ersten Weltkrieg existierten im kleinen Grenzverkehr keine Personenkontrollen
. Seit 1914 waren der Ausflug eines Baslers in den Schwarzwald oder in
das Elsass und der Besuch eines Markgräflers in Basel keine Selbstverständlichkeit
mehr.

In den letzten Jahren sind verstärkt sozial-, wirtschafts- und kulturhistorische
Publikationen erschienen, in denen Grenzräume als Konflikt- und Kontaktzonen
untersucht werden.9' Der Charakter der Grenze, der Grad ihrer Durchlässigkeit
und Überwachung im deutsch-französisch-schweizerischen Dreiländereck fand
bisher jedoch nur am Rande Eingang in historische Forschungen über die Regio.10)
Das überrascht etwas, wenn man bedenkt, welche Auswirkungen die Grenzen auf
die Struktur des Gebietes wie auch auf das Denken und Handeln der Menschen
hatten und immer noch haben. Im folgenden soll deswegen auf die Bedeutung der
Grenzen im 20. Jahrhundert für die Region um Basel anhand der Geschichte ihrer
Kontrolle eingegangen werden.

Einsetzende Grenzkontrollen seit 1914

Vor dem Ersten Weltkrieg stellte die Grenze für die Menschen an Ober- und
Hochrhein kein Hindernis dar. Ohne auf Dokumente angewiesen zu sein, verlief
der regionale Verkehr zwischen der Nordwestschweiz, dem südlichen Baden und
dem Elsass, das damals zum Deutschen Reich gehörte. Das Phänomen der Arbeitspendler
existierte bereits - allerdings mit zwei wesentlichen Unterschieden zu
heute: zum einen ging der ..Grenzgängerverkehr" vornehmlich in Richtung
Deutschland. Um 1910 sollen ca. 4500 Schweizer täglich zur Arbeit in das nördliche
Nachbarland gekommen sein. 111 Zum anderen war die Arbeitsaufnahme im
Nachbarland noch nicht mit bürokratischen Hürden verbunden, von denen Betroffene
heutzutage lanee Geschichten erzählen können.

Das Interesse der Nationalstaaten in Mitteleuropa, innerhalb ihrer Territorien
Souveränität mittels hoher Regelungsdichte durchzusetzen, hatte zu Beginn des
20. Jahrhunderts noch keine Auswirkungen auf den Personengrenzverkehr zwischen
Baden, dem Elsass und der Schweiz. Die Schaffung national abgegrenzter
Handelsräume seit dem 19. Jahrhundert und die damit verbundenen Ein- und
Ausfuhrbestimmungen hatten am Rheinknie aber bereits zu wirtschaftlichen Unterschieden
geführt. Aufrecht erhalten wurden diese Beschränkungen des freien
Handels durch die einheitlich strukturierten Zollverwaltungen. Dennoch versuchten
bereits damals Schmugglerbanden die Wertunterschiede bei bestimmten Produkten
für kleinere oder größere Geschäfte zu nutzen.121 Auch für den täglichen
Bedarf spielten die Preisunterschiede in der Grenzregion eine erhebliche Rolle.
Wahrscheinlich war das Brot Lörracher Bäcker um 1910 nicht schlechter als das

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