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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
64.2002, Heft 2.2002
Seite: 151
(PDF, 32 MB)
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kannten waren nach 1945 oftmals nur über den Stacheldraht möglich.461 Erste
Lockerungen erfuhr der kleine Grenzverkehr gegen Ende der vierziger Jahre. An
Feiertagen oder zu Anlässen wie der Basler Mustermesse wurde das Kontingent
der zu vergebenden Passierscheine etwas erhöht.47' Für Schweizer wurde der
11. Mai 1947 in dieser Hinsicht zu einem besonderen Tag. Noch heute erinnern
sich alte Lörracherinnen und Lörracher daran, wie damals nach groben Schätzungen
18000 Schweizer erstmals seit der Kriegszeit wieder über die Grenze durften
und zum damaligen Hebeltag nach Lörrach kamen.

Solche Kontaktmöglichkeiten machten deutlich, welch große wirtschaftlichen
Unterschiede der Krieg am Rheinknie entstehen ließ. Die Folge war eine umfassende
Spendenwelle, die von Süden nach Norden rollte. 13 Tonnen Lebensmittel
schickten Schweizer an die Notleidenden in Südbaden. Dass der Krieg und die
damit verbundene Trennung auch Ressentiments wachsen ließ, verdeutlicht ein
Vergleich des Spendenverhaltens. Hilfsaktionen für das Elsass stießen bei den
Eidgenossen auf eine wesentlich positivere Resonanz als Sammlungen für deutsche
Notleidende. Doch ohne schweizerische Hilfe wäre die Versorgung auch in
Baden nur schwer möglich gewesen.48) Die wirtschaftlichen Unterschiede an
Ober- und Hochrhein sorgten auch dafür, dass das Phänomen Schmuggel wieder
weite Verbreitung fand. Seit dem Zeitpunkt, ab dem die Bedingungen für den
Grenzübertritt wieder gelockert wurden, kam es regelmäßig zu Vorfällen. Die
Bandbreite reichte dabei vom Kleinschmuggel bis zu professionellen Unternehmungen
. Ende der vierziger Jahre versuchten viele. Zigaretten unverzollt mit über
die Grenze zu führen, da diese im Nachkriegsdeutschland eine Ersatzwährung
darstellten. Auf einer anderen Ebene spielte sich der professionelle Schmuggel ab.
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit einer etwas anderen Art betrieben sechs
Deutsche und Schweizer, die im Jahr 1953 insgesamt 1000 Kilogramm Kaffee
über die Grenze bei Lörrach gebracht hatten. Unter den Schmugglern befand sich
übrigens auch ein deutscher Zöllner, der sich von der Bande bestechen ließ.49)

Der Grenzverkehr war während der Kriegs- und Nachkriegszeit stark zurückgegangen
. Es sollte lange dauern, bis die bürokratischen Hindernisse beim Grenzübertritt
reduziert wurden. Als am L April 1950 das Oberbadische Volksblatt
meldete, dass der Grenzübergang zwischen Riehen und Lörrach-Stetten probeweise
freigegeben sei und nur der Waffentransport über die Grenze untersagt sei,
entpuppte sich diese Meldung schnell als Aprilscherz.501 Zu unrealistisch war zu
diesem Zeitpunkt die Vorstellung eines freien Grenz Verkehrs.

Erst allmählich gelang es. an frühere Zeiten anzuknüpfen. Seit den fünfziger
Jahren nahmen die Kontakte aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung wieder
zu. Im Jahr 1955 arbeiteten bereits 11407 Grenzgänger aus dem Arbeitsamtbezirk
Lörrach in der Schweiz. Zwischen dem Elsass und Südbaden war der Grenzverkehr
seit dem Zweiten Weltkrieg weitaus weniger ausgeprägt. Hier entstand die
paradoxe Situation, daß bereits seit 1958 zum Grenzübertritt offiziell der Personalausweis
genügte, am südlichen Oberrhein jedoch nur eine Autofähre für den Verkehr
über den Rhein zur Verfügung stand. Zwischen den beiden Weltkriegen war

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