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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
64.2002, Heft 2.2002
Seite: 153
(PDF, 32 MB)
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trollen und bürokratischen Hindernisse zu erwarten. Überblickt man jedoch die
wechselvolle Grenzgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts im Dreiländereck, so
zeigen sich die Auswirkungen der Kontrollen und Vorschriften der Vergangenheit.
Der Einkaufs- und Ausflugsverkehr bestimmt den Grenzverkehr. Verwandtschaftliche
Beziehungen spielen dagegen heutzutage kaum noch eine Rolle.533 Basel entwickelte
sich zu einer schweizerischen Grenzstadt und in weitaus geringerem Maße
zum städtischen Zentrum einer zusammenhängenden Region, was sie noch vor hundert
Jahren ansatzweise war. Zölle und Grenzkontrollen lenkten wirtschaftliche
Kontakte und soziale Beziehungen in andere Bahnen. Das Denken und Handeln der
Menschen wurde verstärkt von den modernen Nationalstaaten geprägt.

Die Folgen erschwerter Kontakte in der Vergangenheit sollen heute in einer Zeit,
in der das Europa der Regionen propagiert wird, relativiert werden. Um die Region
im Dreiländereck wieder stärker zu einer Einheit werden zu lassen, bemühen sich
mehrere Gruppen und Organisationen um neue Vorstellungen. Der Rat der „Regio
TriRhena" formulierte zum Beispiel in einem Leitbild aus dem Jahr 1998:

..Der Rat der Regio TriRhena will die Bevölkerung der ganzen Region
näher zueinander bringen und das .Wir-Gefühl' beleben."54'

Dieses Identitätsmanagement von oben greift allerdings bisher nur bedingt.55'
Arbeit, Einkauf und Ausflug im Nachbarland sind heutzutage kein Problem mehr.
Doch weiterhin prägen nationale Zugehörigkeiten den Alltag im sogenannten
Dreiland. Wenn, wie oftmals zu lesen, die Zusammengehörigkeit der Bevölkerung
der Nordwestschweiz, des südlichen Elsass und des Markgräflerlandes auf die
gemeinsamen sprachlichen Wurzeln des Alemannischen reduziert wird, so greift
dies aus mehreren Gründen zu kurz.56)

Zum einen haben die Grenzen die Kontakte im Verlauf des letzten Jahrhunderts
auch in die Richtung reduziert, dass die traditionellen Dialekte sich auseinander
entwickelten beziehungsweise im Verschwinden begriffen sind. Während im südlichen
Baden immer mehr das Hochdeutsche vordringt, ist im Elsass das Französische
zur allgemeinen Umgangssprache geworden. Zum anderen blendet eine auf
traditionelle Lebensweise und Dialekt aufbauende Identitätskonstruktion die historischen
Entwicklungsschritte an sich aus. Zahlreiche Zuwanderer veränderten die
Bevölkerungsstruktur der jeweiligen Teilregionen: Von den Arbeitsmigranten, die
in mehreren Schüben an Ober- und Hochrhein kamen, über die zahlreichen Vertriebenen
aus den ehemals deutsch besiedelten Gebieten in Osteuropa, die sich in
Südbaden niederließen, bis zu den Migranten aus den ehemaligen Kolonien Frankreichs
, die heute im Elsass leben.

Politische, soziale und wirtschaftliche Unterschiede entstanden durch die prägenden
Nationalstaaten. Sie werden in Grenzregionen besonders offensichtlich.
Der Hinweis auf teilweise überkommene Gemeinsamkeiten kann deswegen nicht
genügen. Dagegen werden die unterschiedlichen Entwicklungsschritte unter anderem
anhand der Geschichte der Grenzen im Dreiländereck deutlich. Wenn man so
will, stellt die Grenzgeschichte eine der prägenden Gemeinsamkeiten der Regio
dar. Denn anhand ihrer lässt sich Verbindendes und Trennendes ablesen.

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