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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 1.2003
Seite: 27
(PDF, 32 MB)
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schleckte 1615 versehentlich Mäusegift, woran er starb. Gegen den Willen der
Riehener. aber auf Fürsprache der Theologischen Fakultät wurde 1602 die der
Hexerei bezichtigte und gefolterte Margaretha Graf geborene Vögtlin freigesprochen
. Magdalena Eger (*1604) von Riehen, eine Kindsmörderin, schwemmte man
1634 zur Strafe, sie überlebte aber und wurde des Landes verwiesen. Im Jahr 1650
ereigneten sich ebenfalls in Riehen folgende Denkwürdigkeiten: Obervogt Melchior
Gugger (*1594). Nachfolger Wettsteins, stürzte im Haus seines Vorgängers die
Wendeltreppe herunter und war tot. Samuel von Brunn (1606-1684), 49 Jahre
lang Pfarrer in Riehen, heiratete, weil er seinerzeit deren nachmalige Mutter nicht
bekommen hatte, die Tochter Helena Platter (1631-1708). Und der Schulmeister
und Sigrist Hans Jakob von Kilch (1597-1666) musste wegen Trunkenheit und
Streit entlassen werden. Wenig später, nämlich 1658. verbannte ein Gerichtsurteil
Balthasar Graf (*1605). Besitzer des offensichtlich erotisierenden Wenkenhofs.
wegen Ehebruchs auf die Galeeren. Der Eisenhändler Johann Heinrich Zäslin
(1697-1752). einer seiner Nachfolger und Erbauer des Neuen Wenkens. sowie der
noch zu erwähnende Textilindustrielle Alexander Clavel (1881-1973) durften
trotz ähnlich gelagerter Vorlieben bleiben. Schließlich wurde 1721 Jacob Leininger
(1668-1724) „wegen Gotts Lästerung" den .JLasterstecken zu tragen zuerkannt
". Selbstverständlich könnte diese Liste fast beliebig verlängert werden.

Paulus Euler oder Ordnung muss sein

Bonifacius Burckhardt (1656-1708) wirkte seit 1684 als Pfarrer in Riehen. Als
hätte es nicht schon genug Grenzen gegeben, spielten während seiner Zeit nicht
allein der evangelisch-katholische Gegensatz eine Rolle, sondern auch der luthe-
risch-reformierte. Die Frage, wie mit den lutherischen Markgräflern umzugehen
sei. wurde deshalb wichtig, weil sie in steigender Zahl als Einwanderer. Kriegsflüchtlinge
. Landwirtschaftspersonal und als Frauen von Bürgern aus Riehen-Bet-
tingen in die Gemeinde kamen. Wenn allerdings 1693 für Riehen 1200 Abendmahlsteilnehmende
gemeldet werden, so müssen das mindestens zu einem Drittel
Auswärtige - eventuell nach den Kriegen ins verwüstete Marksräflerland ausse-
wanderte Schweizerinnen und Schweizer - gewesen sein. Jedenfalls wurde bekanntlich
die Kirche auf die noch heute vorhandenen Maße vergrößert, woran eine
sogenannte Deputatentafel im Chor erinnert. Nicht das Kreuz herrscht vor, sondern
der Baselstab, eindrücklich darauf hinweisend, wem hier das letzte Wort
zukam. Aber noch mehr stehen Sterne, wenn auch nicht am Himmelszelt, so doch
gemalt an der Decke des Gotteshauses: nämlich 4432. vielleicht als Zeichen einer
auch durch das Staatskirchentum nicht zerstörten Beziehung zwischen Gott und
Mensch. Burckhardt erlitt auf der Kanzel einen Schlaganfall und starb zwei Jahre
später. Sein Nachfolger Paulus Euler (1670-1745) ging als Vater des weltberühmten
Mathematikers Leonhard Euler (1707-1783) in die Geschichte ein. Leonhard
verbrachte seine Jugendjahre in Riehen, erhielt hier von seinem Vater den ersten

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