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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 1.2003
Seite: 42
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-01/0044
(1804-1875) präsidierten altgesinnte Männer wie der durch eine reiche Heirat
vom Knecht zum Ratsherrn aufgestiegene Heinrich Unholz (1809-1874) oder der
den Spitznamen ,.dr läädrig Heiland'" tragende Bäckermeister Nikiaus Löliger
(1814-1899) die Gemeinde Riehen. Aber man konnte nicht verhindern, dass im
Bund - und damit auch in Basel-Stadt - die bloß Niedergelassenen den eigentlichen
Ortsbürgern gleichgestellt wurden. Die Folge bestand im Sieg der Fortschrittlichen
über die Konservativen. Eine neue Kantonsverfassung trat in Kraft,
der Landbezirk wurde aufgehoben und die Gemeinden in Einwohner- und (Orts-)
Bürgergemeinden sowie wie bis anhin - zusammen mit Bettingen - in eine (evan-
gelisch-reformierte) Kirchgemeinde geschieden. Die bislang eingeschränkte Wahl
der Gemeindepfarrer und Gemeindepräsidenten gab man nun frei (1874/76). Die
Freude an der neugewonnenen Autonomie blieb aber gering, da personelle und
materielle Mittel, um sie auszugestalten, fehlten. Die Riehener Männer entschieden
sich für den Fortschritt in Kirche - was die unterlegenen .Positiven* in
,,d' Stund" der Pietisten und ins Diakonissenhaus trieb - und Gemeindehaus: Erster
demokratisch voll legitimierter Präsident wurde 1876 der Landwirt Hans Wenk
(1825-1898). In Bettingen war der Gemeindeschreiber und Landwirt sowie Einnehmer
des höchstgelegenen Zollamts des Kantons - weswegen er sich als „höchsten
Beamten"' bezeichnete - und Heilkräuterkundige Elias Weiss (1834-1924),
zudem unter anderem von 1870 bis 1920. also 50 Jahre lang, was einen absoluten
Rekord darstellt. Mitglied des Grossen Rats von Basel-Stadt, der wichtigste Mann.
Die vor 1876 Einflussreichen gehörten zu den Konservativen in Gemeinde. Staat
und Kirche, nachher schlug das Pendel rund 25 Jahre lang nach links in Richtung
Freisinn. Von diesem spalteten sich dann die Sozialdemokraten ab. Und die Konservativen
erkämpften verloren gegangene Positionen bald wieder zurück. Von
einer eigentlichen Parteipolitik kann in Riehen aber erst nach 1920 gesprochen
werden.

Das Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzende und bis um 1970 anhaltende enorme
Bevölkerungswachstum der Stadt Basel relativierte aber die Bedeutung der im
übrigen jederzeit durch diese majorisierbaren - was in Abstimmungen immer
wieder schmerzlich erlebt wurde - Landgemeinden: Im Jahre 1900 wohnten mit
2 576 Menschen nur noch 2,3 Prozent der Kantonsbevölkerung in Riehen und mit
490 Menschen 0,4% in Bettingen (für das Jahr 2000 lauteten die Zahlen 10,9 bzw.
0.6 Prozent). Im zentralistisch gewordenen Stadtkanton, dessen Hauptstadt Basel
1875 auf eigentliche Gemeindestrukturen weitgehend verzichtet hatte und vom
Kanton verwaltet wurde, war für die Kommunen kein rechter Platz mehr. Kleinhüningen
gab auf und ließ sich 1908 mit Basel verschmelzen. In Riehen währte
die Diskussion über verschiedene Eingemeindungsvarianten von 1885 bis 1928.
Dass die Selbstständigkeit erhalten blieb, verdankt Riehen seinen sich dem Zeitgeist
widersetzenden Konservativen in Gemeinde. Kanton und vor allem im sich
in dieser Frage sehr zögerlich verhaltenden Nachbardorf Bettingen, dann aber
auch der noch vor dem 2. Weltkrieg einsetzenden positiven Entwicklung von
Bevölkerung und Finanzen.

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