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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 1.2003
Seite: 45
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-01/0047
Statt Stadt: „Das Grosse Grüne Dorf"

Als Folge der besseren Erschließung wuchs die Bevölkerung bis 1965 stetig.
Seither stagniert sie trotz beachtlicher Bautätigkeit wegen des gestiegenen Raumkonsums
der Menschen zwischen 20 000 und 21000 Einwohnern in Riehen und
zwischen 1 100 und 1 200 in Bettingen. Die vielen Zuziehenden versetzten nicht
nur bald einmal die Alteingesessenen in die Minderheit, sie schufen auch eine
Dichte von Menschen und Ereignissen, die hier nicht geschildert werden kann.
Dichter wie Hermann Hesse, Hugo von Hofmannsthal. Thomas Mann und Rainer
Maria Rilke verkehrten in Riehen, die bedeutendsten Architekten der Schweiz
setzten sich Denkmäler in den Landgemeinden. Leute der Wirtschaft wie der
erwähnte Wenkenhofbesitzer Alexander Clavel, Künstler wie der Musiker Rudolf
Serkin (1903-1991), Wissenschaftler wie der Chirurg Rudolf Nissen (1896-1981)
und Politiker wie der Faschismusbekämpfer Albert Oeri (1875-1950) waren hier
zuhause.

Der Flurzwang und mit ihm die Regelung, nach der außerhalb des Dorfetters
nicht gebaut werden durfte, fiel vor der Mitte des 19. Jahrhunderts dahin. So
konnten Ausbauhöfe wie etwa derjenige im Maienbühl (1844, Neubau 1977),
Gärtnereigebäude wie an der Niederholzstrasse 88 (1843/44) oder nach der Wende
zum 20. Jahrhundert an den Grenzübergängen neue - teilweise städtische (mit den
Mietskasernen etwa Lörracherstrasse 72/74 [1910] oder, beim Grenzacher Zoll.
Hirtenweg 24/26 [1906, abgebrochen i960]) - Siedlungen entstehen. Obwohl
Nachschlagewerke trotzdem Riehen immer wieder - und nicht nur zu Unrecht -
als Villenvorort schildern, kam auch, wer sich keine Villa leisten konnte. Im Geist
der in England entwickelten Gartenstadt-Idee - gesundes Wohnen im Grünen für
den Mittelstand - wurden in Riehen die Heimstättengenossenschaft Niederholz
(1921/23) am Bluttrain weg, der Schäfer- und der Römerfeldstrasse, dann die
Heimstättengenossenschaft Gartenfreund mit 54 Häusern vor allem an der Mory-
und Kornfeldstrasse sowie die Siedlung des gemeinnützigen Wohnungsbaus Basel
(1924/26) In den Habermatten errichtet. Nach 1945 folgten Wohngenossenschaften
in eindrücklicher Zahl. Wenn auch manche später auf ihren ursprünglichen
Charakter verzichteten, so bleibt der gegenwärtige Anteil von rund 15 Prozent
Genossenschaftswohnungen für die sonst wegen ihres Reichtums gescholtene oder
bewunderte Gemeinde Riehen bemerkenswert.

Nur kurz durch den 2. Weltkrieg unterbrochen, wuchs Riehen an Einwohnern
und Bauten. Kein Wunder, dass die maßgeblichen Gemeindepräsidenten des 20.
Jahrhunderts - Otto Wenk Vater (1872-1935), Wolfang Wenk Sohn (1906-1972)
und Gerhard Kaufmann (* 1931) - dem Architektenstand angehörten. Die Bevölkerungsvermehrung
machte neue Infrastrukturen notwendig. Nachdem die Schule,
eine von den Landgemeinden treu gepflegte Institution, aus Kostengründen 1891
an den Kanton hatte abgetreten werden müssen, errichtete dieser - auch wegen der
Erhöhung der Zahl der obligatorischen Schuljahre - 1911 das Schulhaus an der
Burgstrasse. Architekt war Otto Wenk. Erst nach dem 2. Weltkrieg folgten von

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