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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 1.2003
Seite: 76
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-01/0078
1848 wollten die Parlamentarier Friedrich Hecker und Gustav Struve der Freiheit
eine Gasse schlagen. Wie es Hecker mit seiner Erhebung im April dieses
Jahres ging, ist bekannt.

Wir wenden uns deshalb Gustav Struve zu, der im September 1848 einen weiteren
Versuch unternahm, der Freiheit zum Siege zu verhelfen.

Für ihn führte Friedrich Neff, der Küfersohn aus Rümmingen. die Vorhut an
und ließ sich, in Müllheim angekommen, die Stadtkasse aushändigen: schätzungsweise
3 400 Gulden. Anschließend zog er durch Niederweiler, um beim Hüttenverwalter
in Oberweiler weitere 2000 Gulden zu requirieren. Auch hier gärte es:
Die Bevölkerung war - wie fast überall - in zwei Lager gespalten. Das können wir
schon daran ablesen, dass von 1848 - 1850 drei Bürgermeister eingesetzt waren.
Drei Bürgermeister in nur drei Jahren: das ist in der Geschichte des Dorfes einmalig
und kann nur mit den politischen Turbulenzen dieser Zeit erklärt werden.

Leider geben die Gemeindeakten keine detaillierteren Hinweise, die wenigen
Fakten sprechen aber für sich. Es fällt auf, dass der Schuhmacher Johann Martin
Frey, der seit 1841 Bürgermeister in Niederweiler war, seinen Posten Mitte 1848 -
noch vor Ablauf der Amtszeit - aufgab. War er Anhänger oder Sympathisant der
Republikaner und musste nach dem Scheitern des Hecker-Aufstandes fliehen?
1852 erfahren wir, dass er ohne Erlaubnis nach Amerika ausgewandert ist. Sein
Nachfolger. Johannes Sütterlin. war nur bis zum 4. August 1849 im Amt und starb
nicht in der Gemeinde. Was hat ihn zum Rücktritt und zum Verlassen seiner
Heimatgemeinde bewegt? Wir können es nur vermuten. Auch der Dritte im Bunde
, Johann Georg Dürr, war nur „provisorisch ernannt" und amtierte lediglich bis
zum 16. August 1850.

Der Ziegler Johann Meier - Revolutionär oder Mitläufer?

Über einen Bürger wissen wir aber genauer Bescheid. Es ist der Niederweiler
Ziegelei-Arbeiter Johann Meier. Er ließ sich von der Flamme der Freiheit anstecken
und schloss sich Struve an. Groß und stark muss er gewesen sein, denn wie
wir wissen, durfte er als Fahnenträger dem Fußvolk in Richtung Staufen voraus
marschieren (Abb. 2).

Nach kurzem Aufenthalt in der Stadt wurden die Revoluzzer von Regierungstruppen
unter General Hoffmann am 24. September 1848 angegriffen und in die
Flucht geschlagen. Jetzt war Johann Meier erneut gefragt. Als Ortskundiger kannte
er die Schleichwege, um die Versprengten sicher nach Hause zurückzuführen.
In Badenweiler angelangt, wurde das Haus des Altbürgermeisters Erhart geplündert
. War er dabei treibende Kraft oder nur Informant? Den Weg zurück in den
bürgerlichen Alltag fand Johann Meier offenbar nicht.

Im Mai 1849 finden wir unseren Ziegler aus Niederweiler wieder beim Ausfall
aus der Festung Rastatt gegen die preußischen Truppen. Folge: Gefangennahme -
Verurteilung wegen Hochverrats zu sechs Jahren Zuchthaus. Wiederholte Gnaden-

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