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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 1.2003
Seite: 94
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-01/0096
Um Künstler zu werden, hätte er eine Kunstschule besuchen oder sich systematisch
in Abendkursen dem Beruf annähern müssen. Es war ihm, aus welchen
Gründen auch immer, versagt geblieben. Doch sein Interesse an Kunst blieb
wach. „Neben meiner Berufsausbildung strebte ich auf ein unbekanntes Ziel zu
und führte so ein Doppelleben. Ich zeichnete und malte und schrieb zu allem hin
auch noch Gedichte." Mit Bilderschecks, die damals als Beilage in Zigarettenpäckchen
leidenschaftlich gesammelt wurden und die man für Bilderserien über
Kunst, Geschichte. Naturkunde u. a. eintauschen konnte, erwarb er sich das
Album über „Die Malerei der Renaissance", das ihm „den Zugang zur großen
europäischen Kunst verschafft (hat), ein Zugang, der dann mein ganzes Leben
bestimmen sollte".

Was Ibenthaler damals als zeitgenössische Kunst in Zeitschriften wie „Kunst
dem Volk" u. ä. sehen konnte, zeigte das. was die nationalsozialistische Kulturpropaganda
für gut geheißen hatte: naturrichtige, romantisch oder klassizistisch
idealisierte, oft pathetisch überhöhte Darstellungen von Menschen und Landschaften
. Davon fasziniert, zog es ihn 1937 mit dem Fahrrad von Lörrach nach München
, um solche Bilder im „Haus der Deutschen Kunst" im Original zu sehen. Die
Perfektion der Malerei dieser Bilder machte ihn in Anbetracht seines eigenen
Könnens „kleinlaut". Doch auf dem Weg zur Jugendherberge kam er an der nationalsozialistischen
Propagandaausstellung „Entartete Kunst" vorbei, die gleichfalls
zeitgenössische Werke, jedoch ganz anderer Art enthielt. Diese wirkten auf ihn
„ebenso beunruhigend wie auch seltsam anziehend". „Verwirrt und verunsichert"
kehrte Ibenthaler von dieser ambivalenten Begegnung mit zeitgenössischer Kunst
zurück. Er hatte sie in Form zweier Antipoden erlebt, die beide - in den entscheidenden
Jahren von Lernerfahrung - ihre Wirkung auf ihn ausübten: Eine scheinbar
die Ideale der Renaissance fortführende, oberflächlich humanisierende Kunstausübung
und eine Kunst, welche die Oberfläche aller Formen aufbrechen und
zum Wesenskern durchstoßen wollte. Wofür Ibenthaler sich damals entschieden
hätte, bleibt offen. Er hatte noch viel zu lernen. Aber der Entschluss, sich künstlerisch
ausbilden zu lassen, stand jetzt fest, doch der Ausbruch des 2. Weltkrieges
forderte seinen Einsatz als Soldat, wodurch sein neues Berufsziel in weite Ferne
rückte.

Ibenthaler hatte jedoch Glück im Unglück, als seine Einheit in die Nähe von
Paris verlegt wurde. Der Dienst ließ den Soldaten die Freiheit, sich in der Hauptstadt
umzusehen, und dabei entdeckte Ibenthaler außer dem Louvre auch die Akademie
„La Grande Chaumiere" am Montparnasse . wo es sogar ein „Atelier für
deutsche Künstler in Uniform" gab, in dem er sich sogleich anmeldete. Hier
lehrten u. a. der Maler Othon Friesz und der Bildhauer Charles Despiau. Friesz
gehörte zu den Fauves der frühen Jahre, hatte seine wichtigsten Bilder zwischen
1900 und 1910 gemalt und entwickelte danach einen konventionelleren Malstil
unter Zurücknahme der leuchtenden Farbigkeit und wandte sich einer vereinfachten
und plastischen Formensprache zu. Daran erinnert man sich beim Anblick der
späteren figürlichen Bilder Ibenthalers.

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