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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 1.2003
Seite: 95
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Als dann in den Nachkriegsjahren seine expressive Phase abgeklungen war, in
der andere Wegbereiter ihn beeindruckt hatten, kehrte er zur Ästhetik seines ersten
Pariser Lehrers zurück, bei dem er den ersten systematischen Malunterricht erhalten
hatte. Friesz aber war unter anderem ein vorzüglicher Aktmaler und Aktzeichner
- und Ibenthaler begann bei ihm „sogleich mit großformatigen Aktzeichnungen
auf Rollen - Packpapier... Es ging wie von selbst und niemand hätte mir
geglaubt, daß ich nur einen bescheidenen Abendkurs für Amateure im Zeichnen
von Gegenständen mitgemacht hatte. So bestätigte sich meine Begabung und der
Zustand meiner Befreiung." Die Bedeutung der Lehre von Friesz in der Behandlung
des weiblichen Akts bleibt im späteren zeichnerischen Werk Ibenthalers
erkennbar. Im Nachbaratelier bei Despiau, der im reifen Stil ähnlich wie Friesz
eine neue Klassizität anstrebte, lernte Ibenthaler eine junge Bildhauerin kennen,
die später seine Frau werden sollte, aber früh verstarb.

Mit dem Vormarsch der Alliierten in Frankreich wurde die Einheit, in der
Ibenthaler diente, nach Österreich verlegt. Hier erlebte er das Ende des Krieges
und kam kurz in Gefangenschaft. Von dort wurde er „nach sechs Jahren Soldatenleben
... in die Freiheit des eigenen Handelns" entlassen. Nun wagte er den Sprung
in die künstlerische Tätigkeit und bildete sich autodidaktisch weiter. Bald kam es
zur Verbindung mit anderen Künstlern, es gab Ausstellungen in Lörrach. Baden-
Baden, Freiburg. Mannheim. Essen, Düsseldorf. Basel und München, an denen er
beteiligt war.

Ibenthaler konnte von seiner Kunst leidlich leben - bis zur Währungsreform im
Juni 1948, in der das Geld 1:10 abgewertet wurde und das Verbleibende für
lebensnotwendige Dinge ausgegeben werden musste - die Kunst gehörte im
Gegensatz zu den unmittelbaren Nachkriegsjahren nicht mehr dazu. Ibenthaler
geriet in große Schwierigkeiten, und es kamen ihm Zweifel, ob er Künstler bleiben
konnte. „Um mein Künstlertum vor den Tagesanforderungen zu retten, suchte ich
nach Nebenbeschäftigungen." Er arbeitete zunächst für die Industrie mit Werbegraphik
und Entwürfen für Messestände und war damit erfolgreich, aber unzufrieden
, weil ihn die Aufträge abseits der eigentlichen künstlerischen Anliegen beschäftigten
. Näher mit seiner Kunst ließ sich eine Einladung verbinden, die vom
damaligen Progymnasium in Rheinfelden - an dem auch seine zweite Frau als
Studienrätin tätig war - an ihn erging, hier als Kunstpädagoge zu wirken. Fast
zwanzig Jahre, davon die letzten zehn Jahre in Grenzach bzw. Grenzach-Wyhlen,
übte er diesen Beruf aus, in dem sein eigenes künstlerisches Schaffen, seine Reflexionen
über Kunst und die Vermittlung von Kunstwissen in Unterricht und Vorträgen
eine Einheit bilden konnten.

Bei seinen Selbststudien orientierte sich Ibenthaler an Meistern der klassischen
Moderne, die in Deutschland während der faschistischen Ära nicht zu sehen waren
und jetzt wie eine Offenbarung wirkten. Unter ihnen Picasso, Matisse, van Gogh.
Rouault. Grommaire. Münch. Beckmann und die deutschen Expressionisten, deren
Spuren sich unübersehbar in Ibenthalers Bildern eingeprägt hatten. Er selber
schrieb dazu: „Da ich aus dem Erlebnis und einer mir selbst nicht begreiflichen

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