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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 1.2003
Seite: 96
(PDF, 32 MB)
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Notwendigkeit heraus arbeitete, sind mir selbst Aktualität und Stilprobleme immer
zweitrangig gewesen. Daher sind meine Bilder von Anfang an zwar nicht immer
unbeeinflusst. doch wenn sie gelungen waren, selbständig und selbstverständlich.
Mit anderen Worten gesagt: glaubhaft.'4 Auch die Kunst, zu der er keine Affinität
besaß, charakterisiert seine künstlerische Einstellung. Dazu gehören Surrealisten
und Phantasten ebenso wie die sog. Abstrakten. Sie blieben für ihn unglaubhaft.

Hier aber bahnte sich bei Ibenthaler ein Konflikt mit der internationalen Kunstentwicklung
an. der er sich nicht anschließen wollte. „Mittlerweile war die sogenannte
Kunstszene immer schnellebiger und verwirrender geworden", kommentiert
er. Er suchte anfangs noch den Anschluss, nicht zuletzt auch aus wirtschaftlichen
Gründen. ..zumal die neuen Tendenzen gefördert wurden'*. Aber trotz „gewisser
Erfolge" bei diesen Bemühungen erkannte er bald, dass dies nicht sein Weg
sein konnte. Er schrieb: „Ich kehrte zu meinen Anfängen zurück, wo ich mit
sicherem malerischen Instinkt meinen Weg beschritten hatte und wo ich ohne
gewaltsame Kunstideologie ausgekommen bin ... Ich blieb Realist mit expressiver
Ausprägung und schloss mich keiner der neuen sujektivistischen Richtungen an."
Er spürte allerdings auch die Isolierung, in die er dadurch geriet, und interpretierte
sie positiv als Konzentration auf ein von außen unbeeinflusstes Arbeiten.

Dennoch blieb die Veränderung des Kunstbegriffs, die er nicht wahrhaben wollte
, für ihn ein Stachel, gegen den er immer wieder polemisierte, auch um sich
immer wieder seiner eigenen Position bewusst zu bleiben. Er kommentierte die
anders gelagerte zeitgenössische Kunst, die - an ihm v orbei - von der öffentlichen
Hand gefördert und geschätzt wurde als „Subjektivismen. Provokationen und Enthemmungsübungen
", in denen „kein allgemein gültiger ästhetischer Wert anerkannt
wird und (Kunst) sich prinzipiell unter subjektiven Aspekten darbietet".
Aber letztlich blieb es ein Kampf gegen Windmühlen, der seine Rolle als Außenseiter
bestätigte, denn in der Öffentlichkeit hatte das Interesse an ständigen Innovationen
, internationalen Trends, neuen ästhetischen Erfahrungen und „Bewusst-
werdungen" - und seien sie noch so simpel - längst gesiegt. Ibenthaler entschied
sich für einen Weg, den er auch in seiner Bewunderung für Cezanne in dessen
Werk vorgezeichnet fand: „In seinem Werk beeindruckt nicht nur die Konsequenz
vor der Objektivität des Gegenstandes, sondern auch die Disziplin, mit der er
seinem eigenen künstlerischen Gesetz gehorchte. Er überließ nichts der Beliebigkeit
und fühlte sich für seine Kunst verantwortlich." Diese Beobachtungen an
Cezanne hat Ibenthaler sich auch als Prinzip seines Schaffens zu eigen gemacht.

Rückblickend bekannte sich Ibenthaler zu dem grundlegenden Erlebnis, das sein
Schaffen reflektiert: Er nannte sich „ein übriggebliebener Zeitzeuge katastrophaler
Ereignisse und ungeheuerlichen Mißbrauchs des Menschen durch den Menschen".
Darauf antwortet seine Kunst mit einem entschiedenen Humanismus und - wie ein
Kritiker der Ausstellung im Mannheimer Kunstverein 1952 bemerkte - „mit starker
Verdichtung der Aussage, besonders dort, wo das Menschenantlitz geschildert
wird". So ist die Darstellung des Menschen als Bildnis, Selbstbildnis und Figurenbild
vorrangig in seinem Schaffen. Gleichzeitig entstehen Landschaften und Still-

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