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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 1.2003
Seite: 116
(PDF, 32 MB)
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Hebel verhielt sich vorsichtig: Erst nachdem er Gutachten über seine Gedichte bei
kompetenten Persönlichkeiten eingeholt hatte, wurde ein Drucker gesucht. Hebel
dachte selbstverständlich zuerst an Basel, aber sowohl der berühmte Schriftgießer
und Drucker Haas wie der Drucker Samuel Flick winkten ab. So kam es, dass das
schmale Bändchen mit den 32 Gedichten im Januar 1803 schließlich bei Philipp
Macklot in Karlsruhe in einer Auflage von 1200 Exemplaren erschien, aber auch nur
deshalb, weil Hebels Freunde im Oberland eine stattliche Zahl von Subskriptionen
gesammelt hatten. Friedrich Wilhelm Hitzig allein hatte 135 zusammengebracht.

Genau genommen sind die Alemannischen Gedichte bei Macklot nur technisch
hergestellt, also gesetzt und gedruckt worden und erschienen im Eigenverlag Hebels
, somit auf seine Kosten und Risiken.

Der größte Teil der ersten Auflage ist von Hebel und seinen Freunden, größtenteils
in Subskription, verkauft worden, eher wenige gingen über den Buchhandel
(darunter 50 Exemplare über den Buchhändler Samuel Flick in Basel zum Verkauf
in der Schweiz).

Gewiss hat auch Philipp Macklot einen Anteil am regulären Verkauf über seine
Vertriebswege als Buchhändler, aber doch keinen entscheidenden, und Hebel
spielt in seinen Briefen Macklot eher herunter. Der Druck der ersten Auflage war
Ende Dezember 1802 fertig, es fehlte aber noch der rote Umschlag, da der Kupferstecher
getrödelt hatte. Die Auslieferung erfolgte Anfang Februar 1803. Ende Mai
ist die Auflage mit 1200 Exemplaren fast gänzlich vergriffen, und Hebel denkt
über eine zweite Auflage nach.

Nun aber ist. nach dem ersten Erfolg, Philipp Macklot selbst bereit, eine neue
Auflage zu verlegen, diese soll in Höhe von 750 Exemplaren erfolgen. Auch die
dritte und vierte Auflage wird bei Macklot in Karlsruhe verlegt. Es gibt keine Unterlagen
darüber, warum Hebel die erweiterte 5. Auflage (1820) dann H. R. Sauerländer
im schweizerischen Aarau anvertraut hat.

Hebels „Allemannische Gedichte", sein „Wälderbüblein", wie er sie nannte, erregten
Aufmerksamkeit bei den Gelehrten in ganz Deutschland. Groß war das
Staunen, dass diese ungeschliffene Bauernsprache derart poetische Qualität besaß.
„Der vortreffliche Dichter sei zu lesen, wenn nicht einmal, so doch zehnmal", urteilte
der Dichter Jean Paul (1763 bis 1825) im November 1803 in der „Zeitung
für die elegante Welt". Auch die zweite Auflage von 1804 fand noch eine starke
Beachtung. Johann Wolfgang von Goethe besprach die Gedichte Hebels im Februar
1805 in der „Jenaer Allgemeinen Literaturzeitung".

..Die .Allemannischen Gedichte* waren ein Versuch, zu dem der Autor seinen
Namen nicht zu geben wagte, sie gehören bis heute zum Besten, was deutsche
Mundartlyrik uns geschenkt hat. In den Gedichten ist das ganze Wiesental erfüllt
von mythischen Wesen, von Geistern. Engeln. Irrwischen und Wiedergängern.

Es gibt nichts Totes in der Landschaft: Der Lauf der Wiese wird zum Werdegang
eines Mädchens von der Geburt bis zur Hochzeit. Und sogar die Sonne wird
zu einer Markgräfler Bäuerin, die mit ihrer Strickarbeit hinter den Bergen hervorkommt
, der Mond ist ihr nicht sehr häuslicher Mann, und Morgen- und Abend-

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