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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 1.2003
Seite: 124
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-01/0126
Hier im 1759 erbauten Pfarrhaus kam Friedrich August Mörstadt als Sohn des
dortigen Pfarrers Johann Christian Mörstadt und seiner Ehefrau Maria Catharina
geb. Zankel am 29.11.1759 zur Welt. Johann Christian Mörstadt war 1758 in die
Pfarrei Broggingen berufen worden und begann dort sogleich mit dem Bau eines
neuen Pfarrhauses. Schon im folgenden Jahr konnte er mit seiner großen Familie,
nämlich mit seinen 5 Kindern, in das neu erbaute stattliche Pfarrhaus einziehen.
Noch heute ist im Türsturz des altehrwürdigen Pfarrhauses diese Inschrift zu
lesen: „S. D. G. Morstadio Pastore MDCCLIX" - (Soli Deo Gloria) - „Allein zum
Ruhm Gottes durch Pfarrer Mörstadt erbaut im Jahr 1759". In diesem Pfarrhaus
kamen nach Einträgen der von Vater Mörstadt geführten Kirchenbücher sieben
weitere Kinder zur Welt. Das erste in Broggingen geborene Kind war Friedrich
August. Der Vater selbst nahm den Eintrag ins Kirchenbuch vor und führte eine
lange Liste von Gevattern an. Seinem Eintrag fügte er folgendes Verslein hinzu:

„Dis ist das sechste Kind

wo mir der Liebe Got

mein Frau glücklich entbind'

Er steh uns allen bey

in Elend, Angst und Noth "

Und eben dieser Friedrich August trug später als Student der Theologie in Jena
seinen Namen in säuberlich gemalten Schriftzügen in eins der Bücher ein. Während
er dieses und das weitere theologische Fachbuch sicherlich für sein Studium
erwarb und benutzte, könnte die voluminöse und prächtige Bibel möglicherweise
später aus elterlichem Besitz in seine Hände gekommen sein - sei es durch Erbschaft
oder vielleicht auch als Anerkennung des Vaters zum erfolgreichen Studi-
enabschluss.

Pfarrer Johann Christian Mörstadt scheint ein ebenso standesbewusster wie
standfester Pfarrer im Brogginger Pfarrhaus gewesen zu sein. Eine sehr lebendige
Schilderung über das. was er seiner Gemeinde und seinen Oberen gelegentlich
zumutete, finden wir bei A. Ludwig in dessen Aufzeichnungen ..Die Diözese
Hochberg zur Zeit Karl Friedrichs" im Folgenden:

„In der Kirche zu Broggingen ist um das Jahr 1770 eine kleine Anzahl von
Erwachsenen, eine größere von Kindern, zu einer Betstunde versammelt. Sie stimmen
das Lied an ,0 Mensch, bewein' dein Sünde groß...'. Sie singen auch den
zweiten und dritten Vers. Bei dem vierten schauen sie nach der Türe, ob der
Pfarrer noch nicht komme. Aber schon fängt der 5. Vers an: ,Er sprach: schlaft
ihr in meinem Leid? Es ist genug, die Stund' ist bereit Einzelne werden
ärgerlich, als auch die nächsten 2 Verse verklungen sind und niemand sich an der
Tür zeigt. Beim 15. Vers stoßen sich die Schulkinder an und lachen. Als der 18.
Vers gesungen war, erschien endlich der Pfarrer. Aber seine Worte werden keinen
großen Eindruck gemacht haben. Denn in den Herzen der Erwachsenen reift der
Entschluss: wir beschweren uns über die Unpünktlichkeit unseres Geistlichen. Sie

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