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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 1.2003
Seite: 134
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-01/0136
Paul Zivi

Jakob Bloch der Jüngere
Jakob Schwab
Israel Meyer
Salomon Geismar
Jakob Bloch der Ältere

2 300 fl.
1 800 fl.

450 fl.
1 175 fl.

400 fl.

100 fl.

„In allen andern Orthen dieser Herrschafft befinden sich keine Juden." 91 Die
Entstehung einer jüdischen Gemeinde in Müllheim steht in offenkundigem Zusammenhang
mit dem gewerblichen Aufschwung, den der deutlich vermehrte Zuzug
in- und ausländischer Handwerker und Kaufleute in der Zeit zwischen dem
Ende des Spanischen Erbfolgekriegs und dem Polnischen Thronfolgekrieg (1733—
1735) mit sich brachte.

Ihre Aufnahme in den landesherrlichen Schutz des Markgrafen Karl Wilhelm
von Baden-Durlach (1679-1738) hatten die ersten Müllheimer Juden der Fürsprache
des einflussreichen Vorstehers der jüdischen Gemeinde in Altbreisach, Joseph
Günzburger, zu verdanken 10), dessen 1707 verstorbene Mutter die Tochter eines
Durlacher Juden war. 111 In den Müllheimer Gerichtsprotokollen tritt „der Jud
Joseph Gintzburger von Altbreysach" am 2.8.1718 als Eigentümer des zwischen
dem Klemmbach und dem Marktplatz in unmittelbarer Nachbarschaft der Gemeindestube
gelegenen Anwesens in Erscheinung, das er „ohnlängst von Hanß
Georg Engler zu Sultzburg an sich erkaufft hat" und nun dem 1715 aus Kandern
zugezogenen Schön- und Schwarzfärbermeister Tobias Weber (1690-1743) zum
Tausch anbietet. 121 „Hingegen gibt er Tobias Weber, Ihme dem Juden zu einem
Gegentausch sein halbes Hauß zu Obermüllen, sambt aller Zugehört, dem neuen
Bäulin und Gärtlin, wie solches die March außweißet", sowie 700 fl. Landeswährung
, die er bis Pfingsten 1720 „ohne Zinß zu bezahlen" verspricht. Das halbe
Haus, das der Färbermeister dem Hintersassen Ulrich Füchter am 26.11.1715 abgekauft
hatte 13', stand auf dem rechten Ufer des Klemmbachs am oberen Ende der
heutigen Marktstraße und wurde von 1719 bis 1723 von Marx Günzburger bewohnt
. Als dessen Vetter Joseph Günzburger das „nechst am Bach" gelegene Anwesen
am 20.8.1725 für 600 fl. an den aus Otterberg in der Pfalz zugezogenen
Schlossermeister Johannes Gottschall verkaufte, vereinbarte er mit dem Käufer,
dass „deß Juden Marxen Wittib" noch bis nächsten Martini im Haus bleiben und
bis dahin die Schätzung und den Bodenzins entrichten solle.14)

Joseph Günzburger. der ungeachtet seiner Stellung als Schultheiß der oberba-
dischen Judenschaft zeitlebens im vorderösterreichischen Altbreisach wohnte,
starb am 4.4.1727, zwei Tage vor Pessach, und liegt wie seine Eltern auf dem
jüdischen Friedhof bei Mackenheim im Unterelsass begraben, auf dem die Brei-
sacher Juden bis zur Bewilligung eines eigenen Begräbnisplatzes im Juni 1755
ihre Toten beerdigten.151 Die Inschrift seines Grabsteins rühmt die Verdienste des
Verstorbenen als Beschützer seiner Glaubensgenossen mit Worten von biblischer
Eindringlichkeit: „Und es war Gott mit Josef, und er war ein erfolgreicher Mann
(Genesis 39,2). Hier liegt geborgen in Ruhe und Seligkeit die Pracht Jisraels, der

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