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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 1.2003
Seite: 144
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-01/0146
gen. geheim) Evangelien die Geburtsgeschichte ausführlicher behandelt wurde.
Auch wenn von der offiziellen Kirche nicht als inspiriert anerkannt, hatten diese
Texte eine nicht zu überschätzende Wirkung auf die Denkweise, die Legendenbildung
und somit auch auf die Kunst des Mittelalters. Es ist unschwer
nachzuweisen, dass vor allem das sogenannte Pseudo-Evangelium des Matthäus
(entstanden im 5. Jh.) das Weihnachtsbild entscheidend mitgeprägt hat. In dieser
Schrift tritt deutlich das Bestreben zutage, die Göttlichkeit Jesu seit seiner Geburt
und die Jungfräulichkeit Mariens hell erstrahlen zu lassen. Worin unterscheidet
sich nun dieses apokryphe Evangelium von dem uns so vertrauten Lukastext? Uns
interessieren in diesem Zusammenhang vor allem diejenigen Unterschiede, die auf
das Weihnachtsbild vom Typus unseres Kirchenfensters Einfluss hatten.

Pseudo-Matthäus lässt die Geburt in einer unterirdischen Höhle geschehen, die
sich beim Eintritt der Maria so mit Licht erfüllte. ..als ob die Sonne hier gewesen
wäre ... und hier gebar sie einen Sohn, den die Engel von Geburt an umgaben und
anbeteten, indem sie sagten: .Ehre sei Gott in den Höhen und Friede auf Erden
unter den Menschen, an denen Gott einen Wohlgefallen hat'."

In diesem Text treten neben den Hirten auch zwei Hebammen auf. die Josef
herbeigerufen hatte. Beide bestätigen eine schmerzlose Geburt und die Jungfräulichkeit
der Maria. ..Als Jungfrau hat sie empfangen, als Jungfrau geboren. Jungfrau
ist sie geblieben." Auf dem 3. oekumenischen Konzil von Ephesus im Jahre
431 wurden die Jungfräulichkeit und die schmerzlose Geburt zum Dogma erhoben
. So war der Weg frei für die Mariendarstellungen in der Art unseres Fensters.

Maria mit offenem Haar. Zeichen ihrer Jungfräulichkeit, kniet vor der Krippe,
was deutlich machen soll, dass die Geburt für sie schmerzlos verlaufen ist. Ihr
Untergewand ist in Rot. der Gottesfarbe, gehalten, die blaue Farbe des Mantels
weist eindeutig auf Christus hin. Die Bundeslade des Alten Testamentes. Symbol
der göttlichen Offenbarung, war ebenfalls mit einem blauen Tuch umhüllt (siehe
Numeri 4,6). Die blaue Farbe macht also eine Aussage über die Gottessohnschaft.
Die grüne Innenseite des Umhangs symbolisiert neues Leben, neue Erkenntnis
und Wachstum. Die auf der Brust gekreuzten Hände der Maria sind für den in der
Symbolsprache bew anderten Betrachter ein unmissverständlicher Hinweis auf den
Kreuzestod. Dies gilt auch für das im Nimbus (Heiligenschein) des Kindes eingearbeitete
Kreuz.

„Am dritten Tage aber." so fährt der Verfasser fort. ..ging Maria aus der Höhle,
betrat einen Stall und legte den Knaben in die Krippe. Und der Ochs und der Esel
beteten ihn an. So ward erfüllt, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja (1.3):

.Es erkannte der Ochs seinen Herrn und der Esel die Krippe seines Herrn.' Die
Tiere hatten ihn in der Mitte und beteten ihn unaufhörlich an. So ward erfüllt, was
gesagt ist durch den Propheten Habakuk (3.2). der da spricht: .Inmitten der beiden
Tiere wirst du dich kundtun'."

Hier also, bei Pseudo-Matthäus. bzw . bei Jesaja und Habakuk. müssen wir den
Textbeleg für Ochs und Esel suchen, die nur selten auf einem Weihnachtsbild
fehlen: auf dem Wyhlener Fenster ist allerdings nur der Esel zu erkennen. Im spä-

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