http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-01/0151
sehen und schweizerischen Bürgerinitiativen, und der Begriff „Heimat*' - lange
genug verpönt ob seiner obsoleten Rolle im völkisch-nazistischen Kunstverständnis
- gewann neue Verbindlichkeit, ja Attraktivität. Allenthalben wurden die alemannische
Region und ihre geschichtlichen Freiheitstraditionen als „Rüstkammer'"
politischer und literarischer Auseinandersetzungen wiederentdeckt: regionale Zeitschriften
forderten zur Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft und dem
eigenen Raum auf. im Kampf gegen ..Fremdbestimmung" durch ferne Zentralen
und Metropolen regte sich Widerstand, und der Dialekt wurde „über Nacht" beidseits
von Hoch- und Oberrhein zu einer Sprache des Protests. Marquardt gelangen
damals neben Andre Weckmann einige der besten Gedichte, deren Ironie sich
gegen den Selbstlauf und die Eigendynamik des „Fortschrittsdenkens" richtete
und die zentrale Aspekte damaliger Herrschaftskritik in einfachen und sinnigen
Bildern zu transportieren wusste:
D' Planer
E Planer, dä muess plane,
wie ein uf d' Schissi muess:
Hihocke. drucke, plane,
frogt nümme. wo goht's ane
un het's au Hand un Fuess.
Zuem Plan mien Plän usschliefe,
wie Mucke n us em Dreck.
Wo d' aneluegsch. sie schliefe,
s' cha niemer bremse, riefe:
Het das noh Sinn un Zweck?
D' Vermesser mien vermesse
mit Lättli wiss un rot.
Sie laufe, linse, messe,
taluf. talab. wie bsesse:
Jez weiss me, was es schlot!
D' Planirer mien planire
un mache n alles plan.
Gäng iine. Gas, planire.
umchare n abrasire,
im Furtschritt freiji Bahn!
Doch d ' Planer sinn d' Planirer
im Hirni un am Tisch:
Sanirer un Planirer.
die giftig, faisse Tirer.
wo fresse, was ne gisch!
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